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Wer am lautesten kräht – Lärmschutzbestimmungen werden Folklore-Festival zum Verhängnis

 

Nofolklore_plakat_2013ch sieben Tage verbleiben bis zum Start des Folklore-Festivals am 23. August und bereits jetzt steht seine Zukunft auf dem Spiel. Denn was für die meisten wohl eine kulturelle Bereicherung für Wiesbaden ist, stellt für einige eine Belastung dar, die man am liebsten harten Restriktionen unterwerfen würde, wie heute bei der Pressekonferenz im Vorfeld deutlich wurde. Trotz der Bemühungen im letzten Jahr, die neuen Lautstärkerichtlinien einzuhalten, geht der Streit um die Lärmbelästigung durch das dreitätige Musikfestival auf dem Schlachthofgelände, das sensor vom 23. bis 25. August als Medienpartner präsentiert, auch dieses Mal weiter und treibt das Team rund um den ersten Vorsitzenden des Kulturvereins Schlachthof, Gerhard Schulz, fast bis zur Resignation.

Ungewissheit überschattet Vorbereitungen

„Es ist ein Punkt erreicht, an dem das Festival unter diesen Rahmenbedingungen nicht mehr stattfinden kann“, verkündete Schulz ganz unverblümt. Mit Mediation und Gesprächen versuche man im Vorfeld die Wogen zu glätten, so Bürgermeister und Sozial- und Umweltdezernent Arno Goßmann. Doch die hohe Wahrscheinlichkeit, dass Bürgerinnen und Bürger dieses Jahr gegen die Lärmbelästigung vor Gericht vorgehen werden, übe einen enormen Druck auf das Organisationsteam aus. Zu groß sei der organisatorische Aufwand und das finanzielle Risiko um „auf den letzten 5 Metern einfach das Ziel zu verschieben“, beklagt Gerhard Schulz. Neben den offiziellen Messungen, die das Umweltamt beim Festival durchführe,  kämen auch Privatleute, die mit Laustärkemessgeräten die Belästigung peinlich genau dokumentierten, berichtete Arno Goßmann.
Dabei ist das seit 37 Jahren bestehende und seit 7 Jahren am Schlachthof beheimatete Folklore-Festival zum festen Bestandteil der Jugendkultur in Wiesbaden geworden und auch überregional ein Aushängeschild für die Stadt. Dafür will der Sozial- und Umweltdezernent kämpfen und kündigte deshalb an, zu versuchen, die Rahmenbedingungen für die Veranstaltung zu verbessern. Mit den „abweichenden“ Feiergewohnheiten junger Menschen im Blick will Goßmann realistische Lösungen finden. Die Lärmschutzregelung, wie sie im Mement besteht, sei so weder praktikabel noch im Sinne der Veranstaltung. Und mit jeder weiteren Stunde, in der nachts gefeiert würde, würden die Chancen vor Gericht sinken.

Kultur für den kleinen Geldbeutel

Insgesamt 179 Künstlerinnen und Künstler aus 8 Ländern darunter Headliner wie Jennifer Rostock, Tocotronic und Blumentopf, ein hochwertiges und abwechslungsreiches Rahmenprogramm mit 100 Ständen für klein und groß und ein unschlagbarer Dauerkartenpreis von 20 Euro für drei Tage Musik, Kultur und Spaß erwarten den Besucher dieses Jahr. „Das Platzprogramm ist in dem Ausmaß nicht üblich für Festivals und kaum zu toppen“, sagt Dietmar Krah vom Folklore-Organisationsteam stolz. Das Folklore sei auch eine feste Bühne für zahlreiche, lokale Musiker. Für Arno Goßmann nichts weniger als „ein großes Highlight für die Stadt“, die sich mit 125.000 Euro auch am Event beteilige. Ein Kulturereignis, das man sich auch mit kleinem Geldbeutel leisten können soll, das liegt den Veranstaltern am Herzen.

Familienorientiertes Programm
Neben dem vielfältigen und anspruchsvollen Musikangebot präsentiert sich das Folklore vor allem am Sonntag mit Klötzchenwelt, Klang-Labyrinth und vielen weiteren Attraktionen gewohnt familienorientiert. „Jeder soll kommen!“, so Arno Goßmann, für unter 13-jährige ist der Eintritt sogar frei. Am Freitag und Samstag werden jeweils 10.000 Besucher erwartet, am Sonntag erwartungsgemäß weniger. Über 5.000 Tickets sind bereits verkauft. Auf der Haupt- und Südbühne sollen alle Geschmäcker bedient werden. Im Ping-Pong-Prinzip werden die beiden Bühnen bespielt. Zu später Stunde wird die Feier dieses Jahr in die Halle verlegt, was der Lärmbelastung zumindest ein wenig entgegenwirken sollte. Über 40 internationale Künstler werden das Publikum auf dem Platz unterhalten. Mit der Dauerkarte kann man zudem eine Vorstellung des Cirque Bouffon, der auf den Reisinger Anlagen im September zu Gast ist, zu einem ermäßigten Preis besuchen. Auch eine Lichtinstallation mit acht programmierbaren Skytracern ist geplant. So ein Event zu stemmen und jedes Jahr zu erweitern, sei eine große Herausforderung, so Carsten Schack.

Trotz der ungewissen Zukunft will sich Gerhard Schulz die Vorfreude auf Folklore013  nicht nehmen lassen und verkündete zum Abschluss „Wir werden das Festival rocken!“. Denn, und davon waren alle Anwesenden überzeugt, Folklore mache Wiesbaden besser.  (Magdalena Aue)

sensor präsentiert Folklore 013 und verlost 5×2 Dauerkarten – wer gewinnen möchte, schickt uns die besten Argumente, warum es das Festival auch in Zukunft geben muss an losi@sensor-wiesbaden.de

www.folklore-wiesbaden.de

UPDATE:

Die Bündnis 90/Die Grünen-Rathausfraktion hat schnell reagiert und wenige Stunden nach der Pressekonferenz eine „Folklore muss erhalten werden“-Erklärung abgegeben:

http://www.gruene-fraktion-wiesbaden.de/presse/das-folklore-muss-erhalten-bleiben/

Was sagen die anderen Parteien, Fraktionen und Mandatsträger in Wiesbaden zu dem Thema?

 

 

2 responses to “Wer am lautesten kräht – Lärmschutzbestimmungen werden Folklore-Festival zum Verhängnis

  1. Ich wohne mitten in Wiesbaden und muss mich vorallem im Sommer mehrmals die Woche noch weit nach Mitternacht von betrunkenen laut grohlenden Menschen aus dem Schlaf reißen lassen. Das ist ärgerlich und beeinträchtigt etwas meine „Lebensqualität“, aber so ist das halt in der Stadt. Das nehme ich meist gerne in Kauf. Wilhelmstraßenfest, Weinfest und so weiter sind für mich die Hölle auf Erden und ich meide diese Feste wie die Pest! Sylvester halte ich für totalen Blödsinn und ich kriege jedes Jahr aufs Neue innerlich Tobsuchtsanfälle wenn meine werten Mitbürger abertausende Euro einfach verbrenne und damit für unglaublichen Lärm, Gestank und Dreck sorgen, und ich dann ständig das Martinshorn heulen höre, weil immer einige Helden vor lauter Suff und Bollern verletzt werden oder Dinge in Brand stecken. Das ist für mich der reine Wahnsinn! Und trotzdem klage ich niemanden an oder stresse mich und andere mit irgendwelchen Lärm Messgerät Geschichten. Weil ich genau weiß… jedes Jahr im August kann ich Wiesbaden endlich mal richtig genießen! Da soll mir bitte niemand dazwischen funken. Und deshalb lasse ich gerne auch den mir nicht gleichgesinnten Spießern und Prolls ihren Spaß. Leben und leben lassen, bitte. So schwer ist das eigentlich gar nicht.

  2. Wo sind die angeblich geplagten Anwohner? Im Westen sind die Bahngleise zum Hauptbahnhof, im Osten die Mainzer Straße mit Büro- und Geschäftsgebäuden, die nach 20 Uhr sicher keinen Lärmschutz benötigen!

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