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Wie weiter? Wiesbadener Geschäftsleute erzählen – Corona-Protokolle (02): Andreas Weller, Burresi Fashion

Von Annika Posth und Selma Unglaube. Fotos Till Christmann.

Wiesbadener Pandemie-Geschichten zwischen Sorge, Frustration und Verzweiflung, zwischen Hoffnung, Zuversicht und „Jetzt erst recht“. In unseren „Corona-Protokollen“ berichten Wiesbadener Geschäftsleute und Gastronomen von ihrer Situation, im Blick zurück und im Blick nach vorn. Wir veröffentlichen die gesammelten Protokolle aus der Titelstory unserer Mai-Ausgabe hier nach und nach einzeln.

Andreas Weller, Betriebsleiter Burresi Fashion, Wilhelmstraße 28 und 34-38,

„Burresi ist in Wiesbaden eine bekannte Größe, unsere vier Geschäfte prägen die Wilhelmstraße seit vielen Jahren maßgeblich mit. Eines unserer Geschäfte befindet sich in Vermietung der GWI, einer einhundertprozentigen Tochtergesellschaft der Stadt Wiesbaden.

Dieses Geschäft ist das einzige, bei dem wir – anders als bei unseren privaten Vermietern – keinen Mietnachlass erwirken konnten. Die GWI setzt allerdings nur politischen Willen um. Hinter vorgehaltener Hand wurde mir gegenüber geäußert, dass sich im Stadtparlament keine einzige Partei findet, die auf Einnahmen verzichten würde.

Private Vermieter offen für großzügige Regelungen

Defacto haben wir mit allen unseren anderen Vermietern hier in der Straße und auch in Frankfurt teils großzügige Regelungen hinsichtlich unserer Mieten treffen können. Diese Vermieter sind uns eine große Hilfe, weil sie sich der Bedeutung Burresis bewusst sind und ihnen daran gelegen ist, Burresi sowohl als Mieter als auch als Teil der Wilhelmstraße zu erhalten.

Ausgerechnet die Stadt als Vermieter zeigt kein Entgegenkommen

Daher ist es besonders enttäuschend, dass ausgerechnet die Stadt Wiesbaden als Vermieter uns in dieser schwierigen Zeit nicht unbürokratisch entgegenkommt und einen Mietnachlass gewährt. Dass wir nach über drei Monaten im Lockdown hohe Umsatzverluste zu verzeichnen haben, liegt auf der Hand. Die Forderung nach der Erstellung eines Zahlenwerkes zur Beurteilung unserer Lage ist völlig unverhältnismäßig. Durch den Lockdown sind wir stark gebeutelt.

Kaum relevante Umsätze generieren können

Mit Ausnahme der drei Wochen „Click & Meet“ im März hatten wir bislang keine Möglichkeiten, relevante Umsätze zu generieren. Unsere beiden Filialen am Flughafen haben wir bereits im März letzten Jahres schließen müssen. Entlassungen haben wir dennoch bisher abwenden können. Mit Ausnahme des Kurzarbeitergeldes haben wir keine weiteren staatlichen Hilfen erhalten.

Keine Hilfe wegen Eigeninitiative

Da wir mit Stock- und Online-Verkäufen versucht haben, uns selbst zu helfen, haben wir uns im vergangenen Jahr für Hilfen nicht qualifizieren können. Wir hoffen nun, wenigstens für Januar und Februar Überbrückungshilfe III zu erhalten. Die während eines Lockdowns erzielbaren Umsätze reichen nicht aus, um einen Betrieb dauerhaft aufrechtzuerhalten. Meine Hoffnung ist, dass wir jetzt alle schnellstmöglich geimpft werden und die Geimpften Ihre Freiheiten zurückerhalten.“

Anschau-Tipp: „Plusminus“-Reportage „Kein Pardon – Wie Kommunen ihre Innenstädte zerstören“, in der auch Andreas Weller die Burresi-Geschichte in und mit der Stadt Wiesbaden erzählt.

In der nächsten Folge erzählt: Karin Muniz Gros, Inhaberin von „Schenken und Genießen“, Grabenstraße / Altstadt