Von Tamara Winter. Fotos Veranstalter.
Ja, sind wir denn alle närrisch? Alle nicht, aber für viele ist natürlich Fastnacht das zentrale Thema dieses Wochenende. Auch in Wiesbaden geht´s auf die Gass´. Der große Umzug ist am Fastnachtssonntag – hier Dacho-Präsident Simon Rottloff im letzten Jahr auf dem Wagen mit der standesgemäßen Nummer 111 – und noch mehr als bisher soll auch kräftig und fröhlich Straßenfastnacht gefeiert werden. Was nicht so ganz einfach werden dürfte bei den Wetteraussichten, aber vielleicht geht´s ja doch noch einigermaßen trocken aus, und ansonsten gibt es ja jede Menge Orte, in die man sich (sowieso) flüchten kann mit Parties, Livemusik und jeder Menge Spaß. Und natürlich können auch alle, die mit all dem so gar nichts anfangen können, ein tolles Wochenende erleben in Wiesbaden.
FREITAG
Die Bibliothek des Zuifalls: Literatur und Theater haben sich schon immer gut verstanden. Improvisiert sowieso. Denn Geschichten lassen Platz zum Träumen, laden zum gedanklichen Ausschweifen ein. Deshalb stehen Bücher bei dieser Show im Mittelpunkt. Das Impro-Theater Für Garderobe keine Haftung spielt in der Wartburg um 19.30 Uhr „Die Bibliothek des Zufalls“. Die Wahl der Lektüre liegt allerdings ganz beim Publikum: Ob Back- oder Telefonbuch, romantische Liebesgeschichte oder Fantasy-Roman – Die Gäste entscheiden, woraus improvisiert wird.
Clever konstruiertes Drama-Puzzle: Drei Jahre nach dem Unfalltod der bekannten Kriegsfotografin Isabelle Reed bringen die Vorbereitungen zu einer großen Retrospektive ihren Ehemann Gene und die beiden Söhne Jonah und Conrad wieder zusammen. „Louder than Bombs“ ist ein konstruirtes Filmdrama um eine Familie, in der alle ihre Geheimnisse hüten. Kunstvoll jongliert das norwegische Regietalent Joachim Trier seine Figuren durch eine auffallend elegante Inszenierung, von der man sich um 17 Uhr im Caligari überzeugen kann.
Klassiker endlich auch im Kesselhaus: Seit über zehn Jahren gehört die Veranstaltungsreihe Nightcrawling zu den Party-Klassikern im Schlachthof. Auch im renovierten Wasserturm bleibt der Treffpunkt für die schwarze Szene erhalten, mit einer Neuerung 2016: Ab sofort gibt es wieder zwei Floors. Die kleine, aber gemütliche Lounge ist der ideale Ort für Clubatmosphäre, Experimente und Underground-Klänge. Als Premieren-Gast begrüßen wir dort DJ Tom Noir mit Gitarrenmusik von Dark Wave bis Death Rock, während Resident-DJ Marc Urban im Kesselhaus für den beliebten und bewährten Mix zwischen Electro, Wave, Industrial & Goth-Pop sorgt.
Fun Organ Project mit neuen Interpretationen: Nach einjähriger Pause wird die Sängerin Jill Gaylord als Special Guest des um ein Instrument erweiterten „Fun“-Quartetts wieder dabei sein. Für diese Besetzung mit Orgel, Gitarre und Gesang wurden neue Arrangements und Kompositionen einstudiert. Mit einem neuen Sound und fetzigen Interpretationen erinnern die fünf Instrumentalisten und Gaylord ab 20 Uhr im thalhaus an langjährige, erfolgreiche und traditionelle „Jocus on Jazz“ Konzerte zur Faschingszeit. Endlich wieder ein erlebnisreicher Jazzabend.
Für Freunde der Kunst: Die Interessengemeinschaft der Galerien in Wiesbaden eröffnet die zweite Ausstellung im „Kunstraum Faulbrunnenstraße“. Ab 19 Uhr weiht der Künstler Siegfried Kreitner dort seine zweimonatige Ausstellung „Minimalkinetik“ ein. Kreitner erläutert die spannenden Installation persönlich für seine Besucher. Eine prima Gelegenheit für anregende Gespräche und Fragen, die sonst unbeantwortet bleiben. www.siegfriedkreitner.de
Hardcore-Premiere der Kreativfabrik: Die Crush the Crowd-Konzertreihe feiert Premiere, und das auch gleich mit einer bombastischen Hardcore-Show. Mit dabei sind dann auch gleich ein paar alte Bekannte, aber auch neue Gesichter, darunter die Hardcoreband aus Belgien Evening Call, Nothings Left, Born as Lions und Bronson A.D. Mal sehen wie die neue Reihe dem Publikum schmeckt. www.kreativfabrik-wiesbaden.de
Sänger auf Solopfaden unterwegs: William McCarthy, seines Zeichens Sänger der Augustines, wagt sich auf ungewohntes Terrain: Er kehrt seinen beiden Mitstreitern für einige exklusive Shows den Rücken und ist unter dem Slogan „Journals, maps, stories and songs – An evening with William McCarthy of Augustines“ auf Solopfaden unterwegs. Mit seinen Qualitäten als Rampensau wird er ab 20 Uhr im Spiegelsaal des Walhalla Theaters einiges zu erzählen haben. Wer jetzt befürchtet, dass dies das Ende der Augustines einläuten könnte, sei beruhigt. Das kommende, dritte Album seiner Stammband ist bereits aufgenommen.
Erfolgreiche Rockband aus Grönland?: Es gab sie tatsächlich! Im Jahre 1973 veröffentlichte die grönländische Band Sumé ihr Debut-Album und eroberte in Rekordzeit die Haushalte der Insel hoch oben im eisigen Norden. Der Dokumentarfilm „Sumé – The Sound of a Revolution“ von Inuk Silis Hoegh blickt zurück auf die Bandgeschichte und porträtiert die aufblühende, grönländische Kultur der 1970er Jahre. Die Filmemacher haben private Super8 Filme aus allen Teilen des Landes eingebaut und Landschaftsaufnahmen mit traumhaft schönen Liedern unterlegt. Vollkommen zu Recht wurde das Werk zum Schlachthof-Film des Monats gekürt und vorgeführt wird er um 20.15 Uhr im Murnau Filmtheater
SAMSTAG
Discolight auf dem Dancefloor:
Nicht oft, aber immer wieder mal wird das leer geräumte Parkett im Veranstaltungssaal des gemeinnützigen vereins freigegeben für einen thalhaus-dancefloor. Unter dem Motto „No Pappnase“ wird als schöne Fastnachtsalternative ab 20 Uhr mit DJ Roscha, seiner Auswahl aus gutem Rock und Pop und in schönster Disconight-Illumination im thalhaus in den Fastnacht-Sonntag hinein getanzt.
Eigentümlich melancholische Klangmixtur: Erik Cohen spielt wieder im Schlachthof, genauer gesagt im Kesselhaus. Sein Debütalbum „Nostalgie für die Zukunft“, das er in bester DIY-Manier hauptverantwortlich produzierte und konsequent in Eigenregie veröffentlichte, erhielt vor zwei Jahren viel Beachtung und überragende Kritiken.Um 20.15 Uhr präsentiert der Rockmusiker sein Zweitwerk, das er augenzwinkernd als „Doompop“ bezeichnet.
Veganes Essen bei entspannter Musik: Das bietet der sogenannte „Kitchen Club“ der Kreativfabrik schon seit einer gefühlten Ewigkeit und geschmeckt hat es bisher auch immer. Diesmal gibt es ab 19 Uhr zur (Vor-)Feier des chinesischen Neujahrs die Nudelspezialität Re Gan Mian, was übersetzt „Heiße trockene Nudeln“ bedeutet, mit Sesam-Erdnusssauce. Diese Nudel-Sorte kommt aus der zentralchinesischen Stadt Wuhan und gilt dort sogar seit einiger Zeit als immaterielles Kulturerbe. Als Beilage dazu einen Salat mit Lotuswurzel und Yuba. Abwechslungsreich und vegan, dann mal guten Appetit! www.kulturpalast-wiesbaden.de
Fastnachtssonntagszug: Das volle Programm und alle Infos findet ihr hier.
Der Balkan-Beat-Express: Er rattert ungebremst über Deutschlands Bühnenbretter und das Absinto Orkestra ist seit mehr als 10 Jahren eine der Lokomotiven. Diese Live-Performance ist inspiriert von den mitreißenden Rhythmen osteuropäischer Hochzeitskapellen und es ist Tradition, dass der Balkan-Beat-Express am Fastnachts-Sonntag nach dem Umzug im Weinländer aufspielt. Um 17 Uhr ist Einlass und da die gemütlichen Weinbar im Rheingauviertel sich immer größerer Beliebtheit erfreut, gilt es besonders zur närrischen Zeit rechtzeitig Karten zu besorgen.
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