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Zukunft des Walhalla – Initiative für „Runden Tisch“ nach intensiv-konstruktiver Diskussion beim „Visionären Frühschoppen“

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Von Leonard Laurig (Text und Fotos).

„15 Jahre Walhalla – Kulturort oder Immobilie, Pleite oder Perspektive?“ war das Thema bei „Der visionäre Frühschoppen Spezial“ am letzten Sonntag. Die Stadt plant – das ist schon seit Jahren bekannt -, den weitläufigen 5400-Quadratmeter-Walhalla-Komplex grundlegend zu sanieren und dafür – das machte und erläuterte sie an diesem Vormittag erstmals öffentlich – an den bundesweit tätigen Varieté-Betreiber GOP Entertainment Group zu vermieten. Konsequenz nach Stand der Planungen: Die bisherigen Betreiber müssten die von ihnen seit 15 Jahren intensiv bespielten Teilflächen des Gebäudes räumen. Ein Ergebnis der Veranstaltung: Ein „Runder Tisch“ könnte nochmal ausloten, ob und welche Alternativen und Perspektiven es für Gebäude und Theaterbetreiber gibt. Hier ein Rückblick auf den kontrovers-konstruktiven Vormittag und im Anschluss eine Dokumentation der Reden von Sven Gerich (OB), Andreas Guntrum (SEG), Hans Kranich (Walhalla) und Margarethe Goldmann (AK Stadtkultur) im Wortlaut sowie ein Statement des Hessischen Staatstheaters und die Pressemitteilung der SPD-Rathausfraktion zum Thema „Runder Tisch für das Walhalla“.

Der Spiegelsaal im Wiesbadener Walhalla Theater ist an diesem Sonntag Mittag bis auf den letzten Platz und darüber hinaus bis auf die Treppen, die Empore und die hintersten Ecken gefüllt, als „Der visionäre Frühschoppen Spezial“ beginnt. Die Extraausgabe der gemeinsamen Veranstaltungsreihe von sensor und Walhalla, die diesmal „nicht ohne Zutun“ des OBs zustande gekommen ist, wie dieser später betonen wird, scheint für viele Wiesbadener von besonderer Wichtigkeit zu sein. Schließlich geht es diesmal um den Verbleib des Walhalla-Theaters selbst im altehrwürdigen Gebäude. Gekommen sind Walhalla-Fans und -Unterstützer, Musiker, Theatermacher und Künstler, Vertreter der Kulturszene, Politiker aller Couleur, Geschäftsleute und Unternehmer, Leiter und Mitarbeiter städtischer Gesellschaften und Ämter und einfach nur grundsätzlich Interessierte. Sie alle kommen an diesem Vormittag – endlich – miteinander ins Gespräch, streiten, diskutieren; kontrovers, emotional und konstruktiv.

Transparente und Argumente

Das Transparent an der Empore des Spiegelsaals mit der Aufschrift „Walhalla muss bleiben“ deutet bereits darauf hin, dass diese Diskussion, die zweieinhalb Stunden dauern wird, das Potenzial hat, hitzig zu werden. Der Moderator des Vormittags, sensor-Chefredakteur Dirk Fellinghauer, eröffnet die Veranstaltung dann auch mit den Worten: „Walhalla steht in der nordischen Mythologie für `Ruheort gefallener Kämpfer´. Das Walhalla Wiesbaden ist heute ein Unruheort entschlossener Kämpfer.“ Neben einer logischerweisen starken Walhalla-Solidaritäts-Fraktion melden sich im Verlauf des Vormittags auch klare Befürworter der von OB und SEG-Chef vorgestellten Pläne zu Wort. Das Spektrum der Beiträge reicht von Wut ablassen über konkrete Fragen bis zu sehr ernst gemeinten und ernst zu nehmenden Vorschlägen und, passend zur Veranstaltung, zunächst mal kühn klingenden Visionen. Sätze wie „Keine einfach Situation, man kann beide Seiten verstehen“, wird man  später öfters vernehmen können.

Der gordische Knoten 

Als gordischer Knoten erweist sich die Frage, ob ein tragfähiges Konzept für den Gesamtkomplex wirklich nur ohne die bisherigen Betreiber denkbar ist – oder ob diese, mit ihrem sehr besonderen und an diesen einzigartigen Ort gebundenen Angebot, nicht zusätzlich zu einer künftigen neuen, und möglichst wirtschaftlichen, Nutzung ihren Platz im Haus behalten könnten. Gestritten wird in diesem Zusammenhang auch über die Frage, ob hier eine klare „Zwischennutzung“ vorliegt oder ob sich aus 15 Jahren Spielbetrieb nicht auch ein „Bestandsschutz“ für die jetzigen Mieter ableiten lässt. Ebenso wird angesprochen, ob eine Sanierung wirklich in der vorgesehenen Dimension erfolgen muss oder ob es eine Nummer kleiner nicht auch ausreichen könnte.

Walhalla-Bilanz: Anerkannte Bandbreite kulturellen Schaffens

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Doch bevor diskutiert wird, wird – von beiden Seiten – ausführlich informiert. Nach einem Film, der mit Ausschnitten aus Eigenproduktionen und Gastspielen beeindruckend die Bandbreite der hier seit 15 Jahren organisierten Kulturveranstaltungen aller Sparten (plus Kinobetrieb im Untergeschoss) demonstriert, beginnen die Vertreter des „Walhalla Theater e.V.“ ihre emotionalen Reden. Hans Kranich, dessen Eltern Sigrid Skoetz und Manfred Kranich das Theater vor 15 Jahren begründet haben, verweist auf eine eindrückliche Bilanz („über 1000 internationale Gastspiele, 28 Eigenproduktionen, 100 Feste und Party, über 200.000 Besucher“) und spricht von einer „Tragödie, wenn es diesen Ort nicht mehr geben würde“. Und Oliver Lachiewicz berichtet bildlich von dem Engagement und Herzblut, das Ehrenamtliche über die Jahre in das Projekt und in die Instandhaltung des Theaters, und zum Beispiel die mühevolle Restaurierung des Kronleuchters, investierten. Er betont die familiäre Atmosphäre des Theaterbetriebs. „Im Walhalla laufen die Uhren anders“, sagt er mit Hinblick auf die Pläne, in den Räumlichkeiten einen kommerziellen Varieté-Betreiber unterzubringen und ergänzt: „Es wäre ein Verlust für Wiesbaden, müsste der Verein Walhalla gehen.“

OB und SEG-Chef versichern: „Es ist noch kein Beschluss gefasst“

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Im Grundsatz sind davon wohl die meisten im Saal überzeugt, als Oberbürgermeister Sven Gerich betritt, um in seiner „Keynote“ den Blick aufs Ganze aus städtischer Sicht darzulegen. „Es ist noch kein Beschluss gefasst“ lautet seine erste wichtige Botschaft, auf die das Publikum mit Beifall reagiert. Allerdings müssten auch Alternativen diskutiert werden, so der Rathauschef. Sein Ziel sei es, den gesamten Komplex „dauerhaft zu sanieren und zu nutzen“. Denn der Betrieb müsse weiter gehen, betont er mit Verweis auf die Tatsache, dass das Gebäude in der Mauritiusstraße stark baufällig ist und das Walhalla aufgrund der maroden Gemäuer momentan nur eine Teilfläche des gesamten Gebäudekomplexes nutzen kann.  Er verweist auf den Zusammenhang einer „nachhaltigen Entwicklung des Quartiers zwischen Kirchgasse, Faulbrunnenstraße, Mauritiusstraße und Schwalbacher Straße“, die ihn vor die Frage stellte, wie es denn mit der Walhalla weitergehen soll. Dass es wie bisher nicht weitergehen könne, müsse allen klar sein: “ Ein Gebäude – egal wie gut und künstlerisch ambitioniert genutzt – wird nicht besser, wenn sich diese Nutzung nur auf wenige Quadratmeter beschränkt.“ Die Stadt habe zu handeln.Dabei stellt er unmissverständlich klar, den Verein Walhalla unterstützen zu wollen. Man befinde sich ja noch „am Anfang der Diskussion“.

„Kulturangebot sichern – aber eben nicht hier“

Etwas deutlicher machte es anschließend SEG-Geschäftsführer Andreas Guntrum, der ebenfalls „das Kulturangebot des Walhallas sichern“ will, aber eben „nicht hier.“ Die Kosten für die notwendige Sanierung seien mit dem Verbleib des Walhalla Vereins nicht reinzuholen.

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Der mögliche Investor GOP brauche zwingend das komplette Gebäude, damit sich die Sache wirtschaftlich trage. Nach einem ausführlichen historischen Abriss  präsentiert er ein Konzept, das vorsieht, den Keller soweit auszubauen, um im einstigen „Big Apple“ Platz für Gastronomie zu schaffen. Gleichzeitig sollen im oberen Teil des Gebäudes Büros für die Varieté-Betreiber und Wohnungen für die auftretenden Künstler entstehen. Mit dem geplanten Varieté-Theater im großen Saal könne aus finanzieller Sicht somit zumindest „schwarze Null gesichert werden, mehr nicht“. Dabei bemüht sich Guntrum, das Unternehmen GOP nicht als „VIP-Theater für die Oberschicht“ zu präsentieren, sondern als „Familienvarieté“ mit einem ebenso vielfältigen Programm.

Alternativloses Konzept?

Genau dieser Punkt stößt bei vielen im Saal auf Unmut. In der anschließenden Diskussion, die der Moderator auf die drei Felder „Verfahren“, „möglicher Investor GOP“ und „Perspektiven“ zu fokussieren versucht, werden mehrfach Befürchtungen geäußert, das Theater würde mit dem Abgang des Vereins Walhallas seinen Charme verlieren und zum „kulturellen Mainstream“ verkommen. Das Walhalla sei für Wiesbaden ein Alleinstellungsmerkmal, das mit seinem alternativen, aber dennoch erstklassigen Angebot eine Rarität in der Kulturlandschaft darstelle. Kritisiert wird auch die vermeintliche „Alternativlosigkeit“ des vorgestellten Konzeptes. Diese unterstreicht Andreas Guntrum. Allen bisher bekannten Alternativentwürfen, die dem Walhalla Theater neben weiteren Nutzungen im Großteil des Gebäudes Platz einräumen, erteilt er kategorisch eine Absage: „Schlicht nicht umsetzbar“.

Gekommen, um zu disktutieren

Auf der anderen Seite gibt sich der SEG-Geschäftsführer an diesem Vormittag grundsätzlich gesprächsbereit. Guntrum hätte als von der Stadt beauftragter Unternehmer durchblicken lassen, dass seine vorgestellten Pläne – Ergebnis eines „Stegreifwettbewerbs“, zu dem mehrere von der SEG ausgewählte Architekturbüros eingeladen worden waren – bereits als einzig realisierbare Idee feststünden, so die Kritik. Er weist diesen Punkt zurück. Das Konzept könne kritisch diskutiert werden: „Deswegen sind wir heute hier“. Eine Aussage, der OB Gerich nickend zustimmt – und später die Einberufung eines Arbeitskreises oder eines Runden Tisches zur weiteren Diskussion nicht ausschließt.

AK Stadtkultur formuliert flammendes Plädoyer für Mut und Perspektive

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Zuvor hat sich Margarethe Goldmann als Sprecherin des Arbeitskreis Stadtkultur  (Zusammenschluss 34 Wiesbadener Kultureinrichtungen) für eine Planung eingesetzt, die vorsieht, dass das Theater an seinem Ort bleiben könne, um den „animierenden Kulturraum“ zu erhalten, der jeden Besucher „in eine phantastische Welt versetzt“. In der Verlesung einer Erklärung des AK Stadtkultur attestiert sie den Machern, dass sie „seit 15 Jahren ein aufregendes Kulturprogramm im Spiegelsaal des Walhalla auf die Bühne bringen und ganz nah am aktuellen Zeitgeist Programme gestalten, die in ihrer Atmosphäre und Aktualität ein feines Gespür für das haben, was heute ankommt, was aus den großen Städten kommend auch nach Wiesbaden passt“. Die Ausführungen münden in der Frage: „Warum nehmen wir hier nicht endlich mal den Mut zusammen, einzigartige Spielorte, verzauberte Alleinstellungsmerkmale unserer Landeshauptstadt so zu stärken, dass sie mit ausreichend Mitteln ausgestattet endlich so werbewirksam auftreten können, wie es Kultureinrichtungen anderer Landeshauptstädte schon lange tun und die entsprechende Strahlkraft erzeugen – auch um Touristen wie Kongressbesucher/innen jenseits des Themas Gesundheitsversorgung und Festivitäten auch mit Kultur und
Kunstangeboten zu locken?“

Die Vertreter des Walhalla Vereins sehen für sich keine Alternative, wenn es um den Ort ihres Schaffens geht. „Wenn wir raus müssen, machen wir zu“, zeigt sich Sigrid Skoetz zu diesem Zeitpunkt so kompromisslos wie auf der anderen Seite der SEG-Chef, der einen Verbleib des Vereins im Gebäude unter den gegebenen Bedingungen kategorisch ausschließt. Wie auch immer die nun angestoßene Diskussion ausgehen wird:  Positiv bleibt zunächst zu vermerken, dass Wiesbaden sich für den eigenen Kulturbetrieb einsetzt. Und dass der Frühschoppen nur der Auftakt war. Zwei Tage nach der Veranstaltung lässt die SPD-Rathausfraktion verlauten: Aus dem langjährigen Engagement des Walhalla Theater e.V. erwachse trotz des unzweifelhaften Charakters der Zwischennutzung des Gebäudes für die Stadtpolitik die Verantwortung, eine Perspektive für die weitere Arbeit des Vereins zu schaffen. „Ob dies am Standort möglich ist oder eine andere Spielstätte vielleicht ebenfalls geeignet sein könnte, ist in weiteren Gesprächen im Detail zu diskutieren. Deshalb nehmen wir die Anregung des Visionären Frühschoppens auf und werden im nächsten Ausschuss für Schule, Kultur und Städtepartnerschaften als SPD-Fraktion – gerne auch gemeinsam mit anderen Fraktionen – einen runden Tisch beantragen“, wird der kulturpolitische Sprecher, Hendrik Schmehl, zitiert. Die Rathaus-Grünen werden sich dem Vernehmen nach diesem Vorhaben schon mal anschließen.

Hier geht es zum sensor-Fotoalbum der Veranstaltung.

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DISKUSSIONSBEITRÄGE IM WORTLAUT

Keynote OB Sven Gerich

Meine sehr verehrten Damen und Herren,

als mein Vorgänger im Amt veranlasst hat, dass die Walhalla 2007 über die Wiesbaden Holding in städtischen Besitz kommt, war das eine gute und richtige Entscheidung. Und dieser Entscheidung sind weitere für die Entwicklung der Stadt gerade hier an dieser doch prominenten Stelle positive Entscheidungen gefolgt:

Ich erinnere an die Aufwertung der Kleinen Schwalbacher Straße, die Verlagerung der Stadtbibliotheken in die Mauritius-Mediathek, diekünftige Ansiedlung der Stadtpolizei sowie die Verpflichtung eines Ankermieters im ehemaligen „Suppes“ in der Mauritiusgalerie, in diesem Frühsommer der Erwerb der City-Passage und im Gesamten die Aufnahme des ganzen Quartiers in das Landesförderprogramm „Aktive Kernbereiche“.

Ich zähle diese Ereignisse deshalb auf, weil sie zeigen: Die Stadt tut was.

Und in diesem Zusammenhang – also einer nachhaltigen Entwicklung des Quartiers zwischen Kirchgasse, Faulbrunnenstraße, Mauritiusstraße und Schwalbacher Straße – stellte sich für mich die Frage, wie es denn mit der Walhalla weitergehen soll.

Denn eines muss uns allen hier klar sein: so wie bisher kann es hier nicht weitergehen. Ein Gebäude – egal wie gut und künstlerisch ambitioniert genutzt – wird nicht besser, wenn sich diese Nutzung nur auf wenige Quadratmeter beschränkt. Wenn Stahlträger korrodieren, wenn das Dach saniert werden muss, wenn ein prächtiger Ballsaal
langsam verfällt, wenn sprichwörtlich der Putz von den Wänden fällt, dann haben wir als Stadt zu handeln.

Und so schön es auch sein mag, Gewachsenes zu erhalten: wenn das Gewachsene nur einen kleinen Teil einer städtischen Immobilie ausmacht, dann muss es erlaubt sein, Alternativen zu benennen.

Diese Alternativen hat die WVV durch Herrn Guntrum auf meine Initiative hin prüfen lassen. Es wurde ein Stegreifwettbewerb durchgeführt und als für das Quartier und die Wirtschaftlichkeit sinnvollster Entwurf wurde das Varieté geprüft und als letztlich einzige sinnvolle Nutzung identifiziert.

Meine sehr geehrten Damen und Herren,
die Walhalla hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich. Begonnen hat sie als Varieté, also als Ort der leichten Unterhaltung für breite Bevölkerungsschichten – übrigens dezidiert als Gegenentwurf zum hochkulturellen Staatstheater. Auch damals gab es dort unterschiedliche Restaurants und Aufenthaltsräume, alles Komponenten, die auch im
zukünftigen Konzept enthalten sind.  Dieses Konzept wird ja gleich von Andreas Guntrum vorgestellt werden, ich erspare mir daher jetzt weitere Details hierzu.

Ich wollte Ihnen nur kurz darlegen, warum ich es als Oberbürgermeister für wichtig hielt und immer noch für wichtig halte, die Walhalla dauerhaft und in Gänze zu sanieren und zu nutzen.

Und dabei gilt es aus meiner Sicht neben der kulturellen Nutzung – die künftig ja gewährleistet ist – auch die Substanz des Gebäudes, das ja nun wirklich ein Kleinod ist, dauerhaft zu sichern und mit einer vollständigen Belegung im Zusammenspiel mit Mauritius-Mediathek, Stadtpolizei, City Passage und Kleiner Schwalbacher Straße endlich
auch das leicht vergessene Quartier rund um Hochstätten- und Mauritiusstraße wieder zum Leuchten zu bringen.

Dass wir den Verein Walhalla Theater e.V., der viele Jahre die Walhalla bespielt und am Leben erhalten hat, selbstverständlich nicht im Regen stehen lassen können, das – liebe Sigrid Skoetz – habe ich bereits öffentlich betont. Wir werden also – und dabei baue ich auf die bewährte Hilfe von Andreas Guntrum und Rose-Lore Scholz – ins Gespräch kommen, wie es auch für Sie weitergeht.

Für die gesamte Walhalla und das Quartier geht es mit der angedachten Sanierung und zukünftigen Nutzung hoffentlich positiv weiter.
Vielen Dank.

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Präsentation Andreas Guntrum, Geschäftsführer Stadtentwickungsgesellschaft SEG

Meine Damen und Herren,

ich freue mich, dass heute so viele Menschen gekommen sind, um über unsere WALHALLA zu sprechen.Ich bin ein Wiesbadener Bub und Sie haben deshalb vielleicht Verständnis, dass ich das eine oder andere Projekt dadurch auch emotional begleite. Und die WALHALLA gehört jedenfalls dazu.

Ich finde es auch gut, dass in unserer Stadt die Themen Stadtgeschichte und Heimat wieder einen Stellenwert bekommen.

Unsere WALHALLA vereint alles: Emotionen / Stadtgeschichte / Heimat.

Für viele Generationen von Wiesbadenern ist diese schöne Immobilie mit Emotionen verbunden. Meine Großeltern poussierten im „Grand Restaurant“ (unter dem Theater-Saal – heute New Yorker) beim Tanztee. Ich selbst hatte in den legendären Kino-Logen, die es später gab, mein Knutsch-Erlebnis – und viele meiner Generation auch.

Walhalla – Ort von Erinnerungen und Emotionen.

Warum können wir heute eigentlich überhaupt über die WALHALLA sprechen ?

Ich gebe zu, daran bin ich selbst nicht ganz unschuldig. 2005 bekam ich im Zuge der Beschäftigung mit der Kleinen Schwalbacher Straße auch Kontakt mit vielen Nachbarn, auch zum damaligen Eigentümer der Walhalla – der seinerzeit die Immobilie aus der Konkursmasse von der Firma Holzmann erworben hatte, das Gebäude aber nicht wirtschaftlich verwerten konnte.

Sie können sich vielleicht vorstellen, was es mir bedeutete, nach so langer Zeit wieder im alten Saal zu stehen.

So wuchs auch der Gedanke, die historische Immobilie wieder in städtische Hand zu bekommen.

Dafür sprach auch – und Sie wissen, dass nicht alle Oberbürgermeister unserer Stadt mit Emotionen zu begeistern sind bzw. waren – die enorme strategische Bedeutung des Grundstückes für die Entwicklung des Gesamtbereiches Kleine Schwalbacher Straße / Mauritiusstraße / Hochstättenstraße.

Nach zwei Jahren Verhandlungen konnte 2007 die Immobilie durch die Holding-Gesellschaft der Stadt, die WVV, erworben werden.

So weit war es erst einmal gut gelaufen  – aber was macht man mit der Immobilie ?

Bei der Überlegung dieser Frage möchte ich Ihnen noch ein wenig die Geschichte des Hauses näherbringen. Seine geschichtliche stadträumliche Verortung kann man an den folgenden Karten ein wenig einordnen.

Die Walhalla – wurde von dem Wiesbadener Bauunternehmer Jacob Rath erbaut und er war der erste Besitzer. Das Theater wurde im September 1897 – also etwa gleichzeitig mit dem Wintergarten in Berlin – als „Walhalla-Varieté und Specialitäten-Theater und Grand Restaurant“ eröffnet.

Das Theater galt als Pendant zum Kaiserlichen Hoftheater und war dabei etwas mehr für die einfache Bevölkerung gedacht.

Leider starb Rath wenige Tage nach der Einweihung und der Sohn Willy Rath übernahm 1897 – 1899 das Theater.  1900 – 1909 folgte dann das Ehepaar Schlink – sie eine geborene Rath – das Walhalla, danach geriet es unter Zwangsverwaltung. Nach dem ersten Weltkrieg interessierte sich August Zickenheimer für das Haus. 1919/1920 wurde es zum Lichtspieltheater umgebaut und bis zum zweiten Weltkrieg auch als solches genutzt.

Beide Weltkriege hat das Haus aber unbeschadet überstanden.

Nach 1945 stand das Theater unter amerikanischer Besatzung. Den Amerikanern gefiel dort vor allem die vorgefundene Bierkeller-Kultur.

1948 wurde das Haus auch als Kino-Stätte wieder eröffnet.

Zahlreiche deutsche Kino-Filme werden in dieser Zeit hier uraufgeführt, z.B. 1949 als erste Uraufführung der Streifen „Dr. Jordan“, der auch in Wiesbaden gedreht wurde.

1954 erschien ein großer Bericht über das Haus im Wiesbadener Kurier. Die Zeitung widmete ihre Aufmerksamkeit dem „Erstaufführungstheater und größtem Lichtspielhaus Wiesbadens mit immer noch 1.400 Plätzen. Im Haus war auch die berühmte Kino-Orgel eingebaut, die heute restauriert im Museum in Düsseldorf steht. Vor den Filmaufführungen fanden nach wie vor auch Bühnenshows statt. Das Haus hatte als Lichtspielhaus absolut eine nationale Bedeutung. Marika Röck ließ sogar hier 1952 ihre Hände in Gips gießen.

1973 wurde das Kino des Hauses durch die Filmtheaterbetriebe Ewert übernommen. Das währte zunächst nur kurz, denn 1975 bis 1978 wurde der Saal mit der großen Bühne als Ersatzspielstätte für das Hessische Staatstheater genutzt, während der Theaterbau am Warmen Damm saniert wurde. Im September 1978 kehrte dann der Kino-Betrieb in die Walhalla zurück.

Auch die anderen Räumlichkeiten – neben dem großen Saal – machten nach dem Krieg Geschichte. So gab es im Bierkeller viele Schlägereien zwischen den amerikanischen Soldaten und den Wiesbadenern. Die MP war hier Dauergast und karrte nachts Lastwagenweise die Soldaten zurück in die Kasernen.

Die Walhalla war in den 50igern und 60igern- Jahren auch ein Ort mit großer Musikgeschichte.

Anfangs geschah das vor allem durch eine Kooperation mit dem amerikanischen Soldatensender AFN. Nachts spielten die großen Kapellen dieser Zeit im Radio, am Tag darauf traten sie live im Walhalla auf. Paul Kuhn, Kurt Edelhagen, Ambros Seelos und das Jochen Breuer Sextett gingen hier ein und aus. Auch das Clubleben war einmalig im Walhalla – das Haus war in den 60iger Jahren die Musikbörse Nummer 1 in Deutschland. Durch Kooperationen mit der Rhein-Main-Halle traten auch große Stars im Club auf. Louis Armstrong, Elvis Presley und Ray Charles sind hier einige der großen Namen.

Das Walhalla stand in dieser Zeit für eine starke Vermischung der großen internationalen Künstlerfamilie und der „Halbwelt“ der Region.

Doch das ist alles lange her, heute sieht das Gebäude und seine Umgebung so aus.

Und wir sind immer noch bei der Frage – was macht man mit einem solchen Haus ?

Erste Ideen hierzu hatten wir bereits im Kaufjahr 2007. Das Walhalla war in diesem Jahr 110 Jahre alt. Eine gute Gelegenheit ein Jubiläum zu feiern, um den Wiesbadener zu zeigen, was alles noch möglich wäre im Walhalla. Ans Jubiläums-Werk sind wir gegangen mit drei großen Festtagen. Dabei haben wir auch schon mit dem Walhalla Studio-Theater, also Frau Skoetz, kooperiert. Wir haben gezeigt, was früher im Hause beheimatet war. So gab es 2007 ein Dinner-Theater mit Weltklasse-Artisten, Musical-Stars und eine große After-Show-Party. Am nächsten Tag gab es den „Nachbau“ der Eröffnungs-veranstaltung von 1897 und am dritten Tag Erinnerungen an Stummfilmzeiten – auch mit Tondokumenten der legendären Walhalla-Orgel. Bei den Jubiläumsveranstaltungen haben wir vor allem auch Bilder erzeugt, die Lust machen sollten auf die historische Rückbesinnung bei der künftigen Nutzung des Hauses.

Aber diese Bilder sind natürlich mehr Schein als Sein gewesen.

In Wahrheit sieht es in diesem Haus ganz anders aus. Fühlen Sie sich sicher hier im Gebäude, oder schauen Sie gelegentlich mal an die Decke ?

Mit ein paar aktuellen Bildern möchte ich Ihnen gerne den Zustand des Gebäudes näherbringen. Wer diese Bilder sieht, für den ist völlig klar, dass endlich etwas passieren muss.

Wir möchten das WALHALLA gerne retten !

Schon 2007 gab es nach dem Jubiläums-Event eine Reihe von Kontakten – warum es damals aber noch keinen Durchbruch gab, berichte ich Ihnen folgend gerne noch.

Nach einigen Jahren der – zugegebener Maßen Überlegensphase – haben wir einen Nutzungswettbewerb unter Architekten ausgelobt.  Auch bei diesem Stegreifverfahren stellte sich als bestes Nutzungskonzept für das Haus eine Rückbesinnung auf die Historie heraus. Das WALHALLA wurde als Varieté-Theater gebaut. Und diese Nutzung wird der Historie und dem Charakter des Hauses auch am meisten gerecht.

Bei einer solchen Nutzung sind die Aspekte des Denkmalsschutzes auch am besten zu berücksichtigen – was ja diesem Einzeldenkmal im Herzen unserer Stadt auch angemessen ist.

Leider stellt sich bei dieser Nutzung ein kleines Problem: Beim Varieté als solches ist leider nichts zu verdienen. Daran hat sich über zwei Jahrhunderte nicht viel verändert. Der Eintritt aus dem Varieté wird wieder für eine attraktive Programmgestaltung eingesetzt. Deckungsbeiträge werden aus den zugeordneten Nebenflächen generiert – Restaurants, Tanzbar und ähnliches.

Daran ist 2007 ein Erstkontakt mit der Firma GOP, einem großen Varieté-Veranstalter gescheitert. Hans Reitz hat mir übrigens am Freitag erzählt, dass er schon Ende der 90er Jahre diesbezüglich mit GOP Kontakt hatte.

Man sah seitens GOP die tolle Immobilie, aber wir hatten damals gemeinsam keine Vorstellung, wie die wirtschaftlich notwendigen Nebenflächen generiert werden können.

Das hat sich in der Zwischenzeit verändert:

  1. Das siegreiche Architekturbüro aus dem Stegreifverfahren – das Wiesbadener Büro BGF+ – hat gastronomische Nebenflächen eingeplant.
  1. GOP hat in den letzten Jahren das Nebenflächenkonzept optimiert und kommt inzwischen mit etwas weniger Platz aus. 

Wer ist GOP – was macht GOP ?

Seit Jahrzehnten ist dieses Familien-Unternehmen im Bereich der Großgastronomie mit Unterhaltung aktiv, seit fast einem Vierteljahrhundert betreibt GOP auch Ganzjahresvarieté. Das Stammhaus des Unternehmens befindet sich in Bad Oeynhausen.

Das was GOP bietet, ist kein abgehobenes Varieté für VIPs und besonders zahlungskräftiges Publikum, sondern es ist ein familiäres Varieté.

Das passt auch zur historischen Tradition des Hauses – ein Theater für die einfachere Bevölkerung. Naja, heute würde man sicherlich „Mittelschicht“ dazu sagen.

GOP betreibt zahlreiche Standorte in Deutschland. Vorbild für Wiesbaden ist insbesondere auch die Nutzung eines Theaters in München, wo sich die Platzverhältnisse ähnlich darstellen.

Im Ergebnis kann im Walhalla ein attraktives und bodenständiges Varieté-Theater im Walhalla betrieben werden, wenn die notwendigen gewinnbringenden Flächen für Gastronomie, Bar und ähnliches geschaffen werden.

Wie sich das darstellen könnte, möchte ich Ihnen mit den kurzen  Vorentwurfsskizzen zeigen. Eine solche Planung und Nutzung hat natürlich Konsequenzen für die jetzigen Teilflächen-Nutzungen im Haus.

Wie alle hier wissen, werden das frühere Eingangsfoyer und der Spiegelsaal derzeit zweitweise kulturell genutzt.

Wir sollten dem Verein Walhalla Theater e.V. mit Frau Skoetz und ihren Mitstreitern gewiss dankbar sein, dass sich in den Leerstandsjahren des großen Hauses jemand um die Immobilie gekümmert hat.

Eine Zwischennutzung ist für eine Immobilie immer besser als ein Komplett-Leerstand.

Auf den Teilflächen wurde in den letzten Jahren ja auch ein für mich bemerkenswertes kulturelles Angebot geschaffen. Wir haben deshalb – aus vielerlei Gründen – Anlass, uns um Walhalla Theater e.V. Gedanken zu machen. Flächen sind aber nun einmal nicht beliebig erweiterbar.

Mit Erweiterungsmaßnahmen auf das Brach-Grundstück und Umbauten im Haus kann es gerade so gelingen, für einen möglichen Varieté-Betrieb im großen Saal die wirtschaftlich notwendigen Nebenflächen zu schaffen.

Dabei bleibt aber dann wirklich kein Platz mehr für etwas anderes hier im Haus.

Andererseits macht es aber auch keinen Sinn, kleine Teilflächen (genutzt werden rund 10 Prozent) über Jahrzehnte zwischen zu nutzen, während der größte Teil des Hauses – des Kulturdenkmales WALHALLA – weiter vor sich hin gammelt.

Natürlich wurde das Gebäude an Dach und Fach gesichert, Geld für eine notwendige Sanierung des Hauses steht aber auf absehbare Zeit nicht zur Verfügung.

Es wird also auch darum gehen müssen – neben der Rückkehr zur ursprünglichen und historischen Nutzung des Walhalla – das inzwischen entstandene kulturelle Angebot zu sichern und ihm an anderer Stelle in unserer Stadt einen Platz zu bieten (z.B. Pariser Hoftheater).

Ich kenne Frau Skoetz schon lange – wir haben ja auch zusammen die 110-Jahres-Feier geplant und veranstaltet – und weiß aus Gesprächen mit ihr, dass so etwas schmerzt.

Aber wir werden keine 15-18 Mio. Euro auftreiben und etwas wirtschaftlich Tragfähiges in der Walhalla errichten, wenn hier weiter Teilflächen bespielt werden und das Gebäude uns über dem Kopf zusammenfällt.

Hier muss man einfach eine Entscheidung treffen – und ich plädiere für eine Entscheidung, die sowohl dem Walhalla durch Rückbesinnung auf die Historie und Tradition eine Zukunft gibt, als auch für die engagierten Kulturschaffenden eine Zukunft an neuem Ort ermöglicht.

Ich möchte auch in einer Debatte nicht Kulturformen gegeneinander ausspielen. Jede hat ihre Berechtigung und ich bin dankbar, dass unsere Stadt auch in dieser Hinsicht vielfältiger geworden ist.

Es steht Wiesbaden aber durchaus auch gut an, im Herzen der Stadt ein Varieté zu beheimaten. Unsere Stadt hat sich in den letzten Jahrzehnten einen Namen als Zirkusstadt gemacht und das Varieté ist ja so was wie die kleine Schwester des Zirkus.

Also habe ich die Bitte, dass wir nichts gegeneinander aufrechnen, sondern versuchen, jeder Kunst- und Kulturform einen Platz zu geben.

Mit der Sanierung und Erweiterung des Schlachthofes sind wir in den letzten Jahren ja auch gut vorangekommen, und ich bin stolz darauf, dabei einen wichtigen Beitrag geleistet zu haben. Auch die Walkmühle wird demnächst ein Ort der Kunst sein, weil es auch dort gelungen ist, kulturell Gewünschtes mit wirtschaftlich Machbaren zu verbinden. Hier im Walhalla geht es mit genau diesem Ansatz darum, das Gebäude vor seinem Verfall zu bewahren.

Geben wir dem WALHALLA seine Geschichte zurück.

Lassen wir hier im Herzen der Altstadt Heimat wieder aufleben.

Und wenn wir hier Kultur, Emotionen und Stadtgeschichte mit Wirtschaftlichkeit verbinden können, dann ist es das richtige Projekt.

Das ist die Vision, und wir wollen Sie Wirklichkeit werden lassen.

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Hans Kranich, Walhalla Theater e.V.

Schönen guten Morgen,

ich möchte mich kurz vorstellen. Mein Name ist Hans Kranich, ich bin 33 Jahre alt und Vorstandsmitglied des Walhalla e.V.  Sigrid und Manfred sind meine Eltern.

Zunächst möchte ich kurz darstellen, wie wichtig mir hier die Räumlichkeiten sind. Als meine Eltern hier begonnen haben die Räume zu einem Theater umzubauen war ich 17 Jahre alt und hatte keinen Schimmer, was mich hier erwartet.

Freunde haben mitgeholfen, die Wände unten im Studio schwarz zu streichen.
Dieses Theater hat meine Jugend geprägt. Ich wäre niemals das geworden was ich jetzt bin. In meinem Beruf als Mediengestalter bin ich erfolgreich und habe vieles davon meinen Eltern und dem Walhalla zu verdanken.

Ich bin natürlich entsetzt darüber, dass nun nach 15 Jahren harter Arbeit, nach 15 Jahren Hoffen und Bangen, dass wir endlich mehr Zuspruch von der Stadt bekommen um unser Bestehen zu gewährleisten uns einfach so hinterrücks der Garaus gemacht wird.

Das ist ein Schock für uns.

Wie kann man uns denn so mit Füßen treten?
Ohne uns wäre in den letzten 15 Jahren hier gar nichts gewesen! Anstatt uns zu unterstützen und mit uns zusammenzuarbeiten, soll das Walhalla Teil einer Theaterkette werden.

Ich bin aus beruflichen Gründen viel unterwegs, sehr oft in Köln
lerne andere Städte kennen und bemerke immer wieder wie viel in Wiesbaden noch erweitert werden kann.

Immer wieder höre ich „Wiesbaden, ist das nicht diese Spießerstadt?“

Warum wollen Sie, Herr Gerich, die Kulturvielfalt in Wiesbaden verringern?

Dieses Gebäude, welches seit 15 Jahren tolle kulturelle Veranstaltungen für jedermann bietet, wird dann plötzlich zum Tempel für die Oberschicht.

Wir haben in 15 Jahren ein schönes buntes Programm gestaltet, von Theater, Lesungen und Livemusik war fast alles dabei um ein würdiger Kulturbetrieb zu sein und ernst genommen zu werden.
Ein paar Fakten zum Walhalla Studio & Bambikino

  • * 2001 haben wir eröffnet, angefangen mit dem Studio
    dann 2004 den Spiegelsaal.
  • * Von 2001 bis heute haben wir
    über 1000 internationale Gastpiele (z.b. Livemusik),
    28 Eigenproduktionen und
    über 100 Feste und Party veranstaltet
  • * Wir hatten über 200.000 Besucher.
  • * Wir haben über 2000 Fans auf Facebook
  • * Durch unseren Projektor sind über 2200 km Film gelaufen; seit 2009 sind wir komplett digital.
  • * Es wurden 7000 Flyer und 3700 Plakate bedruckt .

Wir sind in keiner Weise mit dem GOP Theater zu vergleichen, wir machen keinen Mainstream.

Wir machen Kultur mit und für die Menschen.

Sobald man diese Räumlichkeiten betritt, befindet man sich in einem Ort voller Frieden und Respekt, hier ist man nicht schwarz nicht weiß, nicht arm nicht reich, hier ist man Mensch.

Dieser Ort ist einzigartig!!!

Wir würden gerne unser Kulturprogramm fortführen und erweitern, Mitarbeiter einstellen, um noch mehr anbieten zu können.
Wir sind gerne bereit uns zu verbessern.
Es wäre eine Tragödie, wenn es diesen Ort nicht mehr geben würde.

Vielen Dank.

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Margarethe Goldmann, Stellungnahme AK Stadtkultur

Wir stellen uns an die Seite der Menschen, die  das Walhalla-Theater zu ihrem Lebensinhalt gemacht haben – zuvorderst Sigrid Skoetz und Hans Kranich.

. . . die seit 15 Jahren ein aufregendes Kulturprogramm im Spiegelsaal des Walhalla auf die Bühne bringen und ganz nah am aktuellen Zeitgeist
Programme gestalten, die in ihrer Atmosphäre und Aktualität ein feines Gespür für das haben, was heute ankommt, was aus den großen Städten
kommend auch nach Wiesbaden passt. Für zahlreiche auch junge Besucher/innen jährlich aus der Rhein-Main-Region ist das Walhalla
schon lange kein Geheimtipp mehr.

. . . die die Räume vom Foyer bis zum Spiegelsaal und den Toiletten mit ihrem morbiden Charme zwischen letzter Jahrhundertwende-Kronleuchter,
Stuck und street-art zu einem hell-dunkel beseelten In-Ort in Wiesbaden gemacht haben, der seinesgleichen sucht – ein Ambiente, das jede/n, der/die es betritt, in eine phantastische Welt versetzt, wie man sie in animierenden Kulturräumen sucht und heute kaum mehr findet.

. . . und das mit geringen öffentlichen Projektmitteln für die Kulturprogramme, die Künstler/innen und die gesamte Kulturorganisation.

. . . mit einem jährlichen institutionellen Zuschuss, der zu 100 % an die Stadt, genauer die städtische Besitzergesellschaft WVV zurück überwiesen
wird, denn er ist ein reiner Mietzuschuss.

Auch den Initiatoren des Walhalla-Theaters war und ist klar, dass sie sich in einer Immobilie befinden, die als Ganzes betrachtet sanierungsbedürftig ist. Daher ist nicht die Tatsache, dass die WVV dieses Gebäude sanieren will, der Grund für diese Stellungnahme.

Der Arbeitskreis Stadtkultur befürchtet, dass mit der Sanierung des Walhalla-Komplexes dem Walhalla-Theater der Garaus gemacht wird.

Mit der Sanierung soll die Fa. GOP Variete in den großen Saal einziehen, ein Restaurant eröffnet werden und das ganze Vorhaben mit Wohnungen und
Büros abgerundet »sich rechnen«. Die Fa. GOP Variete betreibt Variete-Theater in mehreren Städten und bietet die Verbindung von »Show und Menü«. Unter www.variete.de kann man im Internet sehen, wie eine Geschäftsidee in Serie vermarktet wird. Die künstlerischen Programme wechseln alle zwei Monate, ein Bezug zum Ort ist dabei nicht erkennbar, eine Verbindung zur örtlichen Kulturszene auch nicht nötig, denn die Programme können im Unternehmen von Ort zu Ort wechseln. Sie bieten für Varietekünstler/ innen eine gute Chance, ihr Können zu präsentieren.

Mit dem jetzt nach 15 Jahren geplanten Projekt kann und will die frei-gemeinnützige Wiesbadener Walhalla-Theater-Gruppe nicht konkurrieren.
Hier geht es nicht um finanziellen Gewinn, aber heißt das,
. . . dass ihre Arbeit deshalb weniger wert ist, weil sie auf ästhetischen und innovativen Mehrwert setzt?
. . . dass man ihnen also not- und fraglos ihren Veranstaltungs-
und Aufführungsraum kündigen kann, ohne ihnen und ihrem Publikum eine
neue Perspektive zu geben?
. . . dass die Zukunft einer Idee, des Engagements von Kulturschaffenden, Wiesbadener Bürgerinnen und Bürgern einfach ersatzlos eingestampft
wird?
. . . dass selbst nach 15 Jahren ehrenamtlicher Arbeit kein Vertrauensschutz durch die Stadt Wiesbaden für sich in Anspruch genommen werden
kann: denn 15 Jahre lang haben sie die Stadtgesellschaft mit ihrer Kreativität und ihrem Engagement bereichert.

Der Arbeitskreis Stadtkultur
. . . fragt, ob man nach 15 Jahren immer noch von »Zwischennutzung« sprechen kann. Wer Kettenverträge an anderer Stelle kritisiert, muss auch
mit der Lebensplanung von Kulturschaffenden der Stadt sozial umgehen.
. . . und regt an, die neue Planung so einzurichten, dass das Walhalla-Theater an seinem Ort bleiben kann.
. . . tut dies im Interesse aller Kulturschaffenden, die es nicht zulassen wollen, dass eine wichtige, sehr individuelle Farbe aus dem Kulturangebot der Stadt verschwindet.

Statt die Austauschbarkeit bundesweiter Fußgängerzonen im Bereich Kultur fortzusetzen, kann hier das viel beschworene WIR-Gefühl und Wiesbaden-Identität lebendig werden.

Warum nehmen wir hier nicht endlich mal den Mut zusammen, einzigartige Spielorte, verzauberte Alleinstellungsmerkmale unserer Landeshauptstadt so zu stärken, dass sie mit ausreichend Mitteln ausgestattet endlich so werbewirksam auftreten können, wie es Kultureinrichtungen anderer Landeshauptstädte schon lange tun und die entsprechende Strahlkraft erzeugen – auch um Touristen wie Kongressbesucher/innen jenseits des Themas Gesundheitsversorgung und Festivitäten auch mit Kultur und
Kunstangeboten zu locken.

Nur mit einer Kulturpolitik, die die Leuchttürme der Stadt herausarbeitet, nur mit einer Kulturszene, die sich spezifisch wiesbadenerisch entwickeln kann, lässt sich die Zukunft der Stadt gewinnen!

(i.A. Margarethe Goldmann, Sprecherin des AK Stadtkultur. Der Arbeitskreis Stadtkultur ist ein Zusammenschluss von 34 frei-gemeinnützigen Kultureinrichtungen und -initiativen, die von der Stadt institutionell gefördert und seit vielen Jahr(zehnt)en in Wiesbaden die Kulturlandschaft prägen.)

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Statement Hessisches Staatstheater Wiesbaden

„Das Hessische Staatstheater Wiesbaden begrüßt und unterstützt die kulturelle Vielfalt in der Landeshauptstadt. Es ist im vitalen Interesse des Hauses, dass eine starke freie Szene in die Stadtgesellschaft wirkt. Hier wird breiten Schichten die Schwellenangst vor der Hochkultur genommen. Wir befürworten insbesondere Initiativen, die sich lange vernachlässigter Wiesbadener Baudenkmäler annehmen – wie zum Beispiel Sigrid Skoetz und Hans Kranich, die seit 15 Jahren das Walhalla mit neuem Leben füllen und dort ein vielbeachtetes und stark frequentiertes Bühnenprogramm abseits des Mainstream anbieten. Bürgerschaftliches Engagement trifft hier auf ein feines Gespür für die Fragen der Zeit, die künstlerisch umgesetzt werden und zum Diskurs einladen. Wir würden den Erhalt dieser Einrichtung begrüßen, die von Wiesbadenern initiiert wurde, weitgehend ohne Fördermittel auskommt  und ins ganze Rhein-Main-Gebiet ausstrahlt.“

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Pressemitteilung SPD-Rathausfraktion

Mit der Sanierung und der anschließenden Vermietung an einen Varieté-Betreiber ist erstmals in den letzten 15 Jahren ein konkreter und grundsätzlich tragfähiger Vorschlag für die Zukunft des gesamten Walhalla-Gebäudes gemacht worden, der nun als Auftakt für den weiteren Diskussionsprozess dienen soll“, freut sich der Vorsitzende der SPD-Stadtverordnetenfraktion, Christoph Manjura, über die im Rahmen des ‚Visionären Frühschoppen‘ vorgestellten Pläne der städtischen Holding WVV.

Das altehrwürdige Gebäude aus dem Jahre 1897 sei ein Schatz, den es zu erhalten und weiterhin kulturell zu nutzen gelte. Der Vorschlag des Oberbürgermeisters, der von der Stadtentwicklungsgesellschaft (SEG) ausgearbeitet wurde, betrachte den Gesamtzusammenhang des Gebäudes. Bisher würden etwa 800 qm mit Kultur bespielt. Der Rest der Gesamtfläche von 5400 qm stehe leer und verfalle zunehmend. „Es sind sich doch alle einig, dass ein ehemals prachtvolles Gebäude nicht weiter verfallen darf und es ein bedeutender Beitrag zur Stadtentwicklung rund um die Mauritius-, Hochstätten- und Kleine Schwalbacher Straße ist“, so Manjura.

Der Ortsvorsteher des Ortsbezirks Mitte, Roland Presber, gibt zu bedenken, dass „das Walhalla“ für die Wiesbadener Bürgerinnen und Bürger immer schon das gesamte Gebäude war und damit mehr, als nur Kino und Spiegelsaal. „Das nun vorgestellte Konzept trägt dem Rechnung und fügt sich auch in den Planungskorridor des Stadtumbauprogramms ‚Aktive Kernbereiche‘ ein“, betont Presber.

Die derzeitigen Betreiber, Walhalla Theater e.V. bieten mit viel Engagement und Gespür ein Programm an, das eine große Bereicherung für das kulturelle Leben unserer Stadt darstellt. Dabei ist nicht nur das Programm selbst von Bedeutung, sondern die Kombination mit der Patina des Spiegelsaals macht die besondere Aura der Veranstaltungen aus. „Deshalb ist die Verbundenheit des Teams um Frau Skoetz mit den Räumen und die erste emotionale Reaktion auf den Vorschlag des Oberbürgermeisters absolut nachvollziehbar“, zeigt der kulturpolitische Sprecher der SPD-Rathausfraktion, Hendrik Schmehl, Verständnis für die Position des Vereins.

Aus dem langjährigen Engagement des Walhalla Theater e.V. erwachse trotz des unzweifelhaften Charakters der Zwischennutzung des Gebäudes für die Stadtpolitik die Verantwortung, eine Perspektive für die weitere Arbeit des Vereins zu schaffen. „Ob dies am Standort möglich ist oder eine andere Spielstätte vielleicht ebenfalls geeignet sein könnte, ist in weiteren Gesprächen im Detail zu diskutieren. Deshalb nehmen wir die Anregung des Visionären Frühschoppens auf und werden im nächsten Ausschuss für Schule, Kultur und Städtepartnerschaften als SPD-Fraktion – gerne auch gemeinsam mit anderen Fraktionen – einen runden Tisch beantragen“, schließt Schmehl.


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PRESSESCHAU – Die Berichterstattung zum Thema:

Wiesbadener Kurier – Stadt hegt ambitionierte Pläne

Frankfurter Rundschau – Angst um das Walhalla

Wiesbadener Kurier- Wie geht es mit dem Walhalla weiter?

Wiesbadener Kurier – Kultur im Leerstand hat Tradition

2 responses to “Zukunft des Walhalla – Initiative für „Runden Tisch“ nach intensiv-konstruktiver Diskussion beim „Visionären Frühschoppen“

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