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Chaos im Winter Wonderland rund um Wiesbaden – und Appelle und Alternativen: Es muss nicht immer Platte sein

Auch abseits der beliebten Ausflugsziele finden sich, wie hier am Donnerstag in Taunusstein-Orlen, tolle Orte, um die weiße Winterlandschaft in vollen Zügen zu genießen. An diesem Wochenende macht die Stadt Taunusstein aber auch einige abgelegenere Zufahrtswege dicht. Foto: Dirk Fellinghauer

Weißes Winter Wonderland zwar nicht in Wiesbaden selbst, aber – keine zehn Autominuten entfernt – rund um Wiesbaden: welch ein (Schnee-)Vergnügen dieser Tage. Einerseits. Andererseits: Die hohe Anzahl der anreisenden Menschen stellt in den Höhenlagen, im Untertaunus und im Rheingau, ein Problem dar. Von chaotischen Zuständen wurde in den letzten Tagen berichtet, von viel zu vielen und auch von festgefahrenen PKW, von zugeparkten Rettungswegen, zu geringen Abständen untereinander und von Ausflüglern außer Rand und Band, die rücksichtslos in Wohnsiedlungen parkten. Nun gibt einige Sperrungen und aus verschiedenen Richtungen Appelle und Tipps. Und, pünktlich zum nächsten Winter Wonderland-Wochenende, die Erkenntnis: Es muss nicht immer Platte sein.

Seitens des Naturparks Rhein-Taunus wird generell geraten, die Parkplätze ab Höhenlagen von 400 Meter ü. NN zu meiden. Vor allem die Bereiche Jagdschloss Platte, Hohe Wurzel, Eiserne Hand, Bittereiche und Kreistanne sind häufig überlastet. Eine Übersicht mit den Naturpark-Parkplätzen nach Höhenlagen finden Ausflügler unter www.naturpark-rhein-taunus.de.

Platte grundsätzlich geöffnet, aber besser Alternativen ansteuern

Grundsätzlich bleibt die Platte weiterhin zum Rodeln und Spazieren geöffnet. Sobald der Parkplatz vor Ort belegt ist, wird er in Zukunft allerdings geschlossen. „Neben der Platte gibt es rund um Wiesbaden noch viele andere schöne Ziele zum Spazieren“, sagen Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende sowie Bürgermeister und Gesundheitsdezernent Dr. Oliver Franz. Sie appellieren, nicht nur die Platte anzufahren und auch an der frischen Luft den Mindestabstand sowie Hygieneregeln einzuhalten. Es gebe im Stadtgebiet zahlreiche Parkplätze, von denen aus man bei Spaziergängen Wälder und Schnee genießen kann. Eine Übersicht sollte laut Verkehrsdezernent Andreas Kowol noch vor dem Wochenende auf der Internetseite www.wiesbaden.de veröffentlicht werden, ist dort aber derzeit (Freitag, 8.1., 14 Uhr) noch nicht zu entdecken.

Kowol weist  darauf hin, dass Erholungssuchende als Alternative zum Auto auch die vorhandenen Buslinien nutzen können, um sich die Parkplatzsuche zu ersparen.  Wer Zeit und Energie hat, kann die Platte übrigens auch von Wiesbaden aus erwandern. Vom Nerotal aus auf die Platte und zurück in dreieinhalb Stunden – davon berichtet zum Beispiel die bekannte Galeristin Elvira Mann-Winter auf Instagram.

Welche Parkplätze sind offen, welche werden geschlossen?

Folgende Zufahrtsstraßen und Parkplätze werden am kommenden Wochenende laut Mitteilung der Polizei geschlossen bleiben: Zufahrt zur Hallgarter Zange in Oestrich-Winkel, in Taunusstein die Gebiete Am Haferstück, Halberg, untere Parkplätze in Wehen, Zu- und Abfahrtswege zur Reit- und Tennissportanlage Seitzenhahn, Parkplätze der Firma Brita und des SV Wehen Wiesbaden.   Je nach Zulauf und Wetterlagen werden verstärkt kontrolliert und gegebenenfalls geschlossen: Eiserne Hand, Hohe Wurzel und Platte sowie Dreispitz in Schlangenbad. Der Wanderparkplatz Förster-Biller-Eiche in Eltville (Foto) bleibt offen, wird jedoch bei Vollauslastung geschlossen werden. „Für dieses Wochenende erhoffen wir uns, dass Sie in Ihrem und dem Interesse Ihrer Lieben zu Hause bleiben oder die Natur rund um Ihren Heimatort genießen“, schreibt die Polizei.

Taunusstein macht dicht

Vorsorglich sperrt die Stadt Taunusstein heute Wohngebiete und zentrale Orte sowie Feld- und Waldwege. Anwohnern und Lieferverkehr in den jeweiligen Gebieten wird die Zufahrt gewährt.  Die genaue Übersicht ist hier zu finden. Taunussteins Pressesprecherin Julia Lupp appelliert an Besucher von auswärts, die Höhenlagen nicht anzufahren: “ Es stehen weder ausreichend Parkplätze noch sanitäre Anlage zur Verfügung, um mit diesen Besuchermassen umgehen zu können. Wer zu Fuß in den Schnee kommt, kann gerne spazieren gehen, sofern Menschenansammlung in Hinblick auf die Corona-Pandemie vermieden werden.“ Die Ordnungspolizei sei das gesamte Wochenende im Einsatz und werde streng kontrollieren und bei Verstößen gebührenpflichtige Verwarnungen aussprechen sowie im Bedarfsfall Fahrzeuge abschleppen lassen.

Eisbahn bleibt endgültig geschlossen

Aufgrund des verlängerten Crona-Lockdowns muss die Henkell-Kunsteisbahn für die Saison 2020/2021 übrigens endgültig geschlossen bleiben. Nach heutigem Stand der Dinge wäre eine Öffnung der Eisbahn frühestens am 1. Februar zulässig. „Witterungsbedingt endete die Saison in den vergangenen Jahren jedoch spätestens Anfang März. Im Idealfall könnte die Freiluft-Eisbahn also höchstens für fünf Wochen betrieben werden. Allerdings wären hier zusätzliche Laufzeit-Ausfälle, etwa durch Regen oder Schneefall zu berücksichtigen“, erläutert die Stadt. „Selbst wenn wir am 1. Februar wieder öffnen könnten, was aktuell sehr unwahrscheinlich ist, hat die jüngste Anziehungskraft in den Wintergebieten gezeigt, dass wir einen Ansturm auf die Eisbahn nicht so steuern könnten, dass die Sicherheit der Nutzerinnen und Nutzer zu jeder Zeit gewährleistet wäre“, sagt Oberbürgermeister Mende. „Wir haben schweren Herzens entschieden, die Saison zu beenden, bevor sie begonnen hat“, sagte der Betriebsleiter von mattiaqua, Thomas Baum. Die Installation der Kühlschläuche, die Aufbereitung beziehungsweise die ständige Pflege der Eisfläche seien mit einem enormen Kosten- und Zeitaufwand verbunden. Gleiches gelte für Abbau und Einlagerung der Materialien. „Aus wirtschaftlicher Sicht ist die Inbetriebnahme daher nicht zu rechtfertigen“, so Baum weiter. Normalerweise läuft die Saison von Anfang November bis maximal Mitte März.

3 Naturpark-Tipps zum Winterausflugs-Vergnügen – Kraftquelle bewusst genießen

Naturparktipp Nr. 1 für Familien, Wanderer und Naturfreunde mit Winterlandschaftswunsch: Parken Sie Ihr Fahrzeug in den tieferen, schneefreien Lagen und erlaufen Sie sich die Winterwelt auf den Taunushöhen. Sie vermeiden so die Staus sowie Menschenansammlungen und nach den ersten 100 Höhenmetern Aufstieg kommt Ihr Kreislauf in Schwung. Gut aufgewärmt wird die Winterwanderung oder das Schlittenfahren so zum Genuss ohne das Ärgernis der Parkplatzsuche.

Naturparktipp Nr. 2 betrifft das sichere Erlebnis des Winterwaldes im Naturpark. Zum einen führt der eher feuchte Schnee auf intensiv genutzten Wanderwegen oder Schlittenpisten für Passagen mit Glatteis. Um Stürze zu vermeiden empfehlen wir angepasstes Schuhwerk und, falls vorhanden, das Tragen von sogenannten Schuhspikes. Zum anderen ist für die kommenden Tage weiterer Schneefall gemeldet. Die wachsende Schneelast auf den Bäumen kann dann sehr schnell zu Ast- oder Kronenbrüchen führen. Die Verletzungsgefahr, durch die aus großer Höhe herabfallenden Kronenteile, sollten Waldbesucher nicht unterschätzen. Diese Gefahr können Sie leicht an tief herabgebeugte Äste und Baumkronen erkennen und in diesem Fall ein solches Waldgebiet nicht betreten!

Naturparktipp Nr. 3 für ein echtes Wintervergnügen. Packen Sie sich einen Rucksack mit heißem Tee, den letzten Weihnachtsplätzchen, Decke und Thermo-Sitzkissen und genießen Sie eine stimmungsvolle Pause im verschneiten Winterwald. Der Schnee auf den Bäumen dämpft alle Geräusche und lässt Hektik und Sorgen weit entfernt erscheinen. Schaffen Sie sich einen solchen Moment und speichern Sie ihn bewusst als echte Kraftquelle für die kommenden Monate. Gönnen Sie sich ein Wald-Winter-Bad direkt vor Ihrer Haustür.

Zuletzt noch eine wichtige Bitte des Naturpark-Teams: Halten Sie Abstand, bleiben Sie auf den Wegen und nehmen Sie bitte Ihren Müll wieder mit.

WELCHE WINTER WONDERLAND-AUSFLUGS(GEHEIM)TIPPS HABT IHR?

(sun/dif / Fotos: Dirk Fellinghauer / M. Kresov-Hahnfeld, Naturpark Rhein-Taunus)