Von Hendrik Jung. Fotos Ivgenia Möbus und Ingmar Marquardt.
„3,2,1 – los geht’s. Letzte Runde und dann Stationswechsel“, weist Marc Körner die fünf Frauen und zwei Männer an, die im Outdoor Gym in den Reisinger Anlagen trainieren. Gerade laufen sie noch durch die Felder einer Koordinationsleiter, hängen in einem Schlingentrainer unter einem Baum oder machen Kniebeugen, während sie eine Kettlebell halten. Nach vier Mal zwanzig Sekunden Belastung und drei kurzen Pausen von zehn Sekunden geht es dann weiter zur nächsten Übung. „Am Ende haben sie zwölf Stationen mit unterschiedlichen Übungen absolviert, die aufeinander abgestimmt sind“, klärt Marc Körner über das Geschehen auf. Seit vier Jahren gehört der 31-jährige zum Trainierteam des Outdoor Gyms in Wiesbaden. Mittlerweile gibt es mit dem Original Bootcamp und Training im Freien weitere Anbieter, die den Trend bedienen. „Man kann ganz viel mit dem eigenen Körpergewicht machen. Die Bewegungen sind sehr natürlich, deshalb ist das Verletzungsrisiko gering“, erläutert der diplomierte Sport- und Fitnesstrainer.
Klimmzug, Sprossen, Barren: Klassisch turnen bei Calisthenics
Das eigene Körpergewicht steht auch bei den Calisthenics im Vordergrund, bei denen klassische Turnübungen in Gemeinschaft und mit Musik im Hintergrund absolviert werden. Bislang treffen sich die Aktiven dazu im Helmut-Schön-Sportpark. Derzeit entsteht jedoch ein Parcours im Kulturpark am Schlachthof, der am 10. Juni offiziell eingeweiht wird. „Das wird relativ kompakt auf rund 120 Quadratmetern angelegt. Mit Klimmzug-Stangen auf verschiedenen Höhen, Ringen, einem Parallelbarren, einer Sprossenwand, einer Hängeleiter, einer Poledance-Stange und Battle Ropes. Da kann man schon viel mit machen“, freut sich Niko Sidiropolous. Er gehört zum Vorstand eines Vereins, der sich aus Mitgliedern zweier Calisthenics-Gruppen gegründet hat. Gemeinsam mit dem Sportamt wird der Verein die Anlage pflegen, die für rund 93.000 Euro von der Stadt Wiesbaden errichtet wird. Samt eines zwölf Zentimeter dicken Fallschutzes. „Am Anfang würde ich jemanden fragen, der das schon länger macht. Es ist wichtig, das richtige Level für sich zu erkennen, damit man nicht zu viel und nicht zu wenig macht“, erklärt der 29-jährige Niko. Auch für solche Tipps werden die aktuell rund dreißig Vereinsmitglieder in Zukunft im Kulturpark präsent sein. Neben dem Training sollen dort auch Veranstaltungen wie Turnen bei Fluchtlicht, Wettkämpfe oder Workshops stattfinden.
Mit gewagten Sprüngen körperliche Grenzen überwinden
Ihren ganz eigenen Parcours suchen sich Woche für Woche die Mitglieder des Teams Kiatsu. Denn die Sportart, die sie betreiben, heißt nicht ohne Grund Parkour. Hindernisse elegant zu überwinden und mit Präzisionssprüngen auf kleinsten Flächen sicher zu landen, gehören zu den Herausforderungen, denen sich die Aktiven stellen. „Man überwindet seine körperlichen Grenzen, traut sich mehr und entwickelt sich“, berichtet der 15-jährige Lars. Seit gut einem Jahr gehe er zum Training und habe sich mit Hilfe der anderen Gruppenmitglieder in dieser Zeit schnell weiter entwickelt. „Wenn man nichts fragt, wird man in Ruhe gelassen, aber die anderen sind sofort da, wenn man Hilfe braucht“, beschreibt der 17-jährige Jan die Atmosphäre. Ihm gefällt, dass es sich bei Parkour nicht um einen Wettkampfsport handele, sondern man gemeinsam Spaß habe. 53 Mitglieder gehören zum Kreis derjenigen, die sich mittwochs und freitags ab 17 Uhr auf dem Schulgelände des Gymnasiums Am Mosbacher Berg treffen.
Workout mit Babybauch oder –trage
Ausgesprochen aufmerksam gehen auch die Teilnehmerinnen des MamaWorkouts zu Werke. Schließlich sind einige von ihnen noch schwanger. Die meisten aber haben nach ihrer Niederkunft den Rückbildungskurs abgeschlossen und sind bei ihrem Frischluft-Fitness-Programm entweder mit einem geländegängigen Kinderwagen unterwegs oder haben ihr Baby in der Trage am Körper. „In der Trage schlafen die Kinder ganz oft ein“, berichtet Isabel Marquardt. Sie hat nach der Geburt ihres ersten Kindes eine Ausbildung zur Prä- und Postnatal-Trainerin absolviert und ist ausgebildete Trageberaterin. Daher kann sie den Mamas dabei helfen, die individuell passende Trageart zu finden. Während die Kinder beim Hallentraining zwischendurch beruhigt werden müssten, würden beim Freiluft-Training bis zu 90 Prozent in den Schlaf finden. Die Mamas trainieren unterdessen entweder stationär im Park an der Schiersteiner Schönstatt Kapelle oder machen sich von dort auf den Weg durch die Weinberge. Entlang der Strecken wird dabei alles genutzt, was sich zum Training anbietet. An Treppenstufen werden Übungen aus der Step-Aerobic eingebaut, Bänke werden für das Trizeps-Training genutzt, Baumstämme für Liegestützen. Los geht es allerdings frühestens im Herbst, weil Isabel Marquardt Ende Mai ihr zweites Kind erwartet. Zusammen mit diesem will die 34-jährige dann wieder draußen trainieren, außer wenn es zu stark regnet.
Fit mit 60+
Ein Trend, der keine Altersbeschränkung kennt. Bei einem Angebot des Volksbildungswerks Klarenthal nutzt eine Gruppe von rund sechzehn Personen ab 60 Jahren einen Bewegungsparcours in der Hermann-Brill-Straße. Dieser besteht unter anderem aus an Ketten hängenden Holzbohlen, einem Schwebebalken mit Handführungs-Stange und einem Netz, durch dessen Löcher sich die Teilnehmenden wie Störche staksend fort bewegen können. Auf diese Weise werden der Gleichgewichtssinn trainiert, Geschicklichkeit und Beweglichkeit erhalten sowie Arme und Beine gekräftigt. „Um allen gerecht zu werden, machen wir auch Übungen im Sitzen“, erläutert Harald Noll. Schließlich haben die ältesten Mitglieder der von ihm geleiteten Gruppe die achtzig bereits überschritten. Außer während der Schulferien können Interessierte jeweils montags um 15.30 Uhr im Bewegungs-Café vorbei schauen. Die Teilnahme kostet 2,50 Euro und beinhaltet neben einer Stunde Training ein anschließendes geselliges Miteinander. Einen weiteren Bewegungs-Parcours für Senioren gibt es in Breckenheim. Wiesbadens Seniorensport-Beauftragte Christa Eng würde sich jedoch noch eine zentralere Anlage wünschen. Bei einer Ortsbegehung am Warmen Damm ist nun festgestellt worden, dass der Denkmalschutz dafür kein Hindernis darstellen würde, wenn diese in der Nähe des Schachbretts errichtet würde. Eine Arbeitsgruppe soll nun prüfen, ob und in welcher Form das Projekt umgesetzt werden kann.
Social Sports App
Mit UrbanX jederzeit und überall Sport mit anderen treiben – egal ob im Park, auf dem Sportplatz oder mitten in der Stadt – das ist die Idee von „UrbanX“. Dahinter steht ein junges, sportbegeistertes StartUp-Team aus Wiesbaden, das uns alle in der echten Welt wieder zum Sport zusammenführen möchte und dafür das nach eigenen Angaben erste Social Sports Network gestartet hat. (www.urbanx.info)