Im kuenstlerhaus 43 in der Oberen Webergasse 43 ist immer was los – in dieser Woche aber ganz besonders viel. Gastspiele und Eigenproduktionen stehen von Donnerstag bis Sonntag allabendlich auf dem abwechslungsreichen Spielplan, der den ganzen Monat über außergewöhnlich Sehenswertes und sehenswert Außergewöhnliches bietet. Alles außer Langeweile wird in dem alten Arbeiterhaus geboten.
„Fürs Schubfach zu dick“ heißt die Lesung von und mit Franziska Troeger am Donnerstag, dem 13. März, um 20 Uhr. Die Biografie der Bühnen- und Filmschauspielerin bietet alles: Schauspielerschnurren und Anekdoten aus dem Theater und von diversen Filmarbeiten. Ernsthaftes wird über das Berliner Ensemble erzählt, dem sie bis 1993 angehörte, und über ihre Ehe mit Ulrich Thein. Und schließlich werden die Frauenbilder und -ideale kommentiert, mit denen sich die sympathische, komödiantische Troegner immer wieder konfrontiert sah. Franziska Troegner geboren 1954 in Berlin, gehörte 18 Jahre dem Berliner Ensemble an. Seit 1993 arbeitet sie freiberuflich und wirkte in rund 100 Fernseh- und Kinofilmen und über 500 Hörspielen mit. Das Buch entstand in Zusammenarbeit mit dem Journalisten und Autor Andreas Püschel.
Am Freitag und Samstag, dem 14. und 15. März, zeigt das kuenstlerhaus 43 jeweils um 20 Uhr seine bemerkenswerte Eigenproduktion „Warten auf Gotôd | Eine Komödie über den Sinn des Lebens“. Martin und Oliver sind zwei Weltenbummler, echte Tramps und wahre Freunde, die sich brauchen und doch nicht miteinander können. Sie waren schon überall auf der Welt, immer auf der Suche nach dem Ideal von Rindfleisch, nach dem schönsten Ort, dem besten Essen oder der perfekten Frau. Nach vielen erfolglosen Jahrzehnten sind sie ganz oben auf dem Dach der Welt, in Gotôd, im Himalaja angelangt. Wie die Beckett‘schen Figuren „Didi“ und „Gogo“ warten sie hier auf die Antwort auf die Frage nach dem Sinn des Lebens. Hier begegnen sie einem Traum, der in jeder Hinsicht lockeren Abigail und dem willfährigen Samuel, ebenfalls zwei gestrandete Figuren auf dem Schachbrett des Lebens. Mit Fingerspitzengefühl und jeder Menge Körpereinsatz spinnt Abigail aus den chaotischen Gedanken von Martin und Oliver ein Netz, aus dem sie sich schließlich nicht mehr befreien können und bleiben ,so wie der zu Sam mutierte Samuel, für immer in dieser Phantasiewelt gefangen. Alle Ähnlichkeiten mit lebenden Personen und der fiktiven Handlung des von Samuel Beckett 1949 verfassen Klassikers „Warten auf Godot“ sind rein zufällig und nicht beabsichtigt, aber auch nicht von der Hand zu weisen. Denn das das von Michael P. Goldmann verfasste Theaterstück „Warten auf Gotôd“ trägt den Untertitel: „warum Frauen keine Prostata haben“. So verfügte der 1989 in Paris verstorbene Beckett in seinem Nachlass, dass nie eine Frau in diesem Theaterstück mitspielen dürfe, eben weil ihr selbige fehle. Goldmann zeigt in den Dialogen seiner Tramps, teils philosophisch aber meist absurd-witzig und einfühlsam, worauf es sich nicht zu warten lohnt.
„Wiegenlieder“ bringt Sabine Gramenz am Sonntag, dem 16. März, um 20 Uhr auf die kleine feine Bühne. Ist das Wiegenlied wirklich bloß eine romantisch-nostalgische Einschlafhilfe in gutbürgerlichen Kinderzimmern? Mitnichten, es ist viel mehr als das – und überaus vielseitig verwendbar! Hanns Eisler nutzte es in seinen „Wiegenliedern für Arbeitermütter“ zu klassenkämpferischen Lehrzwecken, in Schottland dagegen stimmte es – erstaunlich zeitgemäß – schon die Kleinsten auf eine kapitalistische Karriere ein: „Stiehl dir Geld und stiehl dir Glück und ins Hochland komm zurück“, schließlich diente es im alten Russland als letzter Trost in der Nacht vor der Hinrichtung: „Schlaf, Armer, schlaf zum letzten Mal.“ Aber auch im Mustermutti-und-Mustervati-Haushalt ist das Wiegenlied nicht nur funktionelle Musik, an deren Ende ein Seufzer steht – stellvertretend der von Heinz Ehrhardt: „Gott sei dank, jetzt pennt er endlich.“ Es sind ja nicht nur schaurige, sondern auch schöne Wiegenlieder angekündigt. Klassische Größen wie Schumann, Brahms, Tschaikowsky, Britten oder Bartok fehlen also nicht. Lassen Sie sich einfach mitnehmen auf eine musikalische Reise durch verschiedene Zeiten, Länder und Genres. Eines ist jedenfalls sicher: Sie werden nicht einschlafen! Dafür sorgen Sabine Gramenz (Sopran) , Andreas Karthäuser (Klavier) und als Gast Rudolph Meyer (Klarinette).
Weitere spannende Theater- und Kleinkunst-Veranstaltungen im März sind „Der kleine Prinz und die 7 Todsünden“ (21. und 22. März, jeweils 20 Uhr) frei nach dem Buch „Der kleine Prinz“ von Antoine de Saint-Exupéry, am 27. März um 20 Uhr der große „Poetry Slam“ mit Poeten aus ganz Deutschland und am 28. März um 20 Uhr „Geschichten aus dem Nichts“, die Improshow nach dem Motto: „One Man’s Trash, another Man’s Treasure“ – Zuschauer dürfen etwas mitbringen, was sie nicht mehr gebrauchen können – und am 29. März um 20 Uhr und 30. März um 19 Uhr „Leichenschmaus & Schwarze Katzen“, ein schräg-skurriles Dinner-Theater im „Haus voller E.A. Poe“. (dif)
Karten für alle Veranstaltungen gibt es an allen bekannten Vorverkaufsstellen, Hotline rund um die Uhr 0180 5040300 (0,14 ct/ Min.) oder online unter www.kuenstlerhaus43.de sowie an der Abendkasse.