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Geschäft des Monats: velo melo, Am Speiergarten 11, Bierstadt

Von Anja Baumgart-Pietsch. Fotos Kai Pelka.

Flexibel muss man sein und spontan. Und Spaß haben. Dann ist Arbeit keine Arbeit, sondern Leben. Das strahlt das Paar Astrid Roussel und Felix Cornel aus. Was in ein paar Monaten sein wird? Das wird sich ergeben. Zukunftsängste scheinen sie nicht zu kennen.

In Australien hat es gefunkt

Getroffen haben sich die Wiesbadenerin und der Münchner in Australien. Sie, studierte Designerin, und er, gelernter Zimmerer, waren unterwegs, genossen das Leben. Es funkte zwischen ihnen, sie bereisten den südlichen Kontinent zu zweit und landeten dann wieder in Deutschland. Beide sind begeisterte Sportler, besonders das Bike hat es ihnen angetan. Es ergab sich, dass sie in München ein Konvolut hochwertiger Räder aufkaufen konnten –Ausstellungsstücke, auch ehemalige Leasingräder, alle maximal zwei Jahre alt, wenig gefahren und top aufgearbeitet.

Räder weg, Laden wieder weg

Rund 200 Räder waren es, alles dabei: Rennräder, E-Bikes, Mountainbikes, Lastenfahrräder. Die Hälfte ist zum Zeitpunkt unseres Besuches schon weg. Und wenn die andere Hälfte auch ihre neuen Besitzer gefunden hat, war´s das auch schon wieder mit diesem Pop-Up-Store in Bierstadt. Am Speiergarten haben die beiden Spontan-Unternehmer Räume einer ehemaligen Papierfabrik angemietet und hier einen Showroom mit Industrieloft-Charme gefunden. Astrid Roussel entwickelte ein Corporate Design, zeichnete ein einprägsames Fahrrad-Logo aus wenigen Strichen, fotografierte die Bikes, stellte eine elegante Webseite zusammen.

Begeisterte E-Mountainbiker

Dass es hier hochwertige Bikes zum günstigen (aber immer noch deutlich vierstelligen) Preis gibt, habe sich schnell herumgesprochen, freuen sich die beiden. „Es kommen viele ältere Leute, die sich für die E-Bikes interessieren“, sagt Astrid Roussel. Die Männer zögerten oft, aber wenn sich die Ehefrau erst einmal für ein Fahrrad mit elektrischer Unterstützung entschieden hat, „dann will binnen kurzer Zeit der Mann auch eins“, berichtet sie schmunzelnd. Die beiden sportlichen Bike-Fans nutzen selbst E-Mountainbikes und fahren damit in Wiesbadens Wäldern – „gerne den Trail am Schläferskopf, es ist toll, dass die Stadt hier so etwas offiziell anbietet“, meint Felix. Er schraubt gerne an den Rädern, poliert sie auf Hochglanz. Ein Werkstattangebot darf er, da fachfremd, nicht machen, „aber wir geben ein Jahr Gewährleistung auf die Räder“, verspricht er.

Nächstes Spontan-Unternehmen „Tiny House“?

Wenn das Vorhandene verkauft ist, ist unwiderruflich Schluss. „Aber wir bleiben in Wiesbaden und haben auch schon andere Ideen“, meint Astrid Roussel. Vorstellbar sei vieles, als eine von vielen Ideen lässt sie sich „Tiny Houses“ entlocken, gerade ein Megatrend, mit dem sie sicher gute Karten haben. Die Kombination Handwerk und Marketing, die beide von der Ausbildung her mitbringen, ist ideal.

Die Fahrräder im Angebot sind übrigens alle sehr hochwertig, viele aus Carbon, von bekannten Marken wie Trek oder Ghost. Ein großes, schickes blaues Lastenfahrrad ist auch noch zu haben, für die Hälfte des Neupreises. Sehr viele verfügen über elektrische Unterstützung, auch ganz raffinierte E-Rennräder, deren Akku im Rahmen unsichtbar verbaut ist, so dass es gar nicht auffällt, dass der vermeintlich sportlich vorbeizischende Fahrer doch nicht nur mit eigener Muskelkraft das Tempo erreicht.

Kundschaft voller Anekdoten

„Damit können Sie auch bei der Tour de France mitfahren“, meint Felix Cornel grinsend. Das vielseitige Paar hat viel Spaß daran, für jeden Kunden das passende Rad zu finden. Und in Coronazeiten auch ein Produkt im Angebot, das weggeht wie die buchstäblichen warmen Semmeln.  „Wir verkaufen jeden Tag durchschnittlich zwei Stück.“  Schön sind die Anekdoten, die ihnen ab und zu beim Verkauf der Räder erzählt werden. So kaufte sich ein Bike-Weltenbummler bei ihnen ein Fahrrad gleichen Namens, weil ihm sein eigenes auf einer Tour in Italien gestohlen wurde. „Bei uns fand er das gleiche, seltene Modell nochmal und konnte seine Weltreise wie geplant fortsetzen“, erzählt Felix Cornel. Die Bikes sind auch online zu sehen und zu kaufen. Aber in Bierstadt vorbeikommen, eine Runde drehen und mit den netten Verkäufern zu reden, macht definitiv mehr Spaß.

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