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Nehmt alle mit! Stadtjugendring will auch Kindern aus finanzschwachen Familien Sommerurlaub ermöglichen

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Von Hendrik Jung. Fotos Felix Kreyscher.

Schon Ende Mai könnte es vorbei sein. Kinder und Jugendliche, denen es ohne die Zahlung einer Individualbeihilfe nicht möglich wäre, an einer Sommerferienfreizeit teilzunehmen, könnte ab diesem Zeitpunkt eine Absage drohen. In den vergangenen Jahren ist durch die finanzielle Unterstützung der Landeshauptstadt ermöglicht worden, dass auch junge Wiesbadener aus diesen Familien an einer Ferienfreizeit teilnehmen konnten. Dieses Jahr werden die Zuwendungen nicht mehr für alle reichen. Deshalb sollen jetzt 35.000 Euro Spenden gesammelt werden.

„Erfahrungsgemäß werden bis Ende Mai die 28.540 Euro, die im städtischen Haushalt zur Verfügung stehen, aufgebraucht sein“, erläutert der Geschäftsführer des Stadtjugendrings, Michael Weinand. Noch im vergangenen Jahr habe dieser Betrag durch eine Querfinanzierung aufgestockt werden können. Im aktuellen Doppelhaushalt der Landeshauptstadt ist das jedoch nicht mehr vorgesehen. Die Folge: Nur nur noch ein Teil der Kinder und Jugendlichen könne auf große Fahrt gehen. Rund 6.700 der 7- bis 17-jährigen in Wiesbaden haben Ende vergangenen Jahres existenzsichernde Maßnahmen erhalten. Das ist ein knappes Viertel dieser Altersgruppe.

Reiche Stadt, arme Kinder

„Wie kann es sein, dass eine so reiche Stadt wie Wiesbaden so viele arme Kinder und Jugendliche hat?“, fragt sich Michael Weinand. Damit nun nicht auch noch innerhalb dieser Gruppe die Schere zwischen denjenigen aufgeht, die das Glück haben, an einer Ferienfreizeit teil zunehmen und jenen, für die das Geld nicht mehr langt, hat der Stadtjugendring die Kampagne „Ferien für alle!“ gestartet, die sensor als Medienpartner unterstützt. Wenn bis Ende Mai durch Spenden 35.000 Euro gesammelt werden können, dürfte der Fehlbetrag nach den Erfahrungen der vergangenen Jahre ausgeglichen werden können. Fast alle der 22 im Stadtjugendring organisierten Verbände bieten mindestens eine Ferienfreizeit an, die von Teamern mit der Qualifikation einer Jugendleitercard betreut werden. „Durch eine Betreuung im Verhältnis eins zu fünf können wir die Teilnehmer mehr fördern, als bei kommerziellen Angeboten mit einer Betreuung von eins zu zwanzig“, verdeutlicht Klaus Kosmehl. Er ist im Stadtjugendpfarramt für die Organisation der Ferienfreizeiten zuständig. Bis zu 60 Prozent der mitfahrenden Kinder und Jugendlichen seien für ihre Teilnahme auf die Individualbeihilfe angewiesen. Freizeiten bis zu einem Preis von 200 Euro könnten dadurch komplett getragen werden. Bei größeren Fahrten liege der Maximalbetrag bei 430 Euro. „Die Teilnahme an den Freizeiten ist gut für ihre Entwicklung. Dadurch werden das Sozialverhalten und die Umgangsformen gestärkt und die erlebnispädagogischen Maßnahmen gehen über das Angebot eines Sportvereins hinaus“, betont Klaus Kosmehl, dass es sich dabei um gut angelegtes Geld handelt und wie die Veranstalter die jungen Leute im doppelten Sinne „mitnehmen“.

Eltern und Kinder begeistert

Auch die Eltern der Kinder und Jugendlichen, die dank der Individualbeihilfe an den Freizeiten teil nehmen können, sind begeistert von dem zu beobachtenden Effekt. „Meine Tochter möchte jetzt zum dritten Mal nach Ameland mitfahren und war früher auch bei Hits für Kids dabei. Wenn sie zurück kommt, merkt man schon, dass sie ein Stück selbstständiger und selbstbewusster geworden ist“, berichtet die alleinerziehende Mutter eines elfjährigen Mädchens. Dieses freut sich schon wieder sehr auf die Fahrt nach Westfriesland. „Das ist besonders schön, weil es einen Strand gibt und weil es in einem anderen Land ist. Das ist was Neues“, berichtet das Mädchen. Fast rund um die Uhr gebe es dort Programm durch die Betreuer. „Und man trifft Kinder wieder, die man von den vergangenen Jahren schon kennt“, fügt sie hinzu. Auch ein zwölfjähriger Junge aus Mainz-Kastel ist schon zwei Mal mit auf die Insel gefahren. „Ich hätte nicht gedacht, dass es so cool ist“, urteilt er. So sei er dort zum ersten Mal auf einem Leuchtturm gewesen. Außerdem freut er sich darüber, dass er dort viel Fahrrad fahren kann.

„Ohne die finanzielle Unterstützung könnte ich es sonst nicht. Man muss ja auch noch Taschengeld geben“, beschreibt seine Mutter die Lage. Schließlich habe sie insgesamt fünf Kinder im Alter zwischen acht und 16 Jahren, von denen fast alle bereits von den Ferienfreizeiten profitiert haben. „Die Kinder müssen viel lernen in der Schule. Die müssen auch mal raus und mit anderen Kindern zusammen sein“, findet sie. Zu den Betreuerinnen und Betreuern des Stadtjugendpfarramts habe sie als Muslimin großes Vertrauen aufgebaut. Umso bedauerlicher findet sie, dass nun die nötigen Mittel nicht mehr in der nötigen Höhe zur Verfügung stehen. „Es ist schade, wenn die Stadt Wiesbaden ausgerechnet an der Stelle das Geld weg lässt. Kinder sind doch unsere Zukunft“, betont sie. Ganz ähnlich sieht das auch die alleinerziehende Mutter. Beide hoffen sie nun, dass bei der Kampagne „Ferien für all!“ nun genügend Geld zusammen kommt. Nicht nur, damit ihre eigenen Kinder die Möglichkeit haben, in den Sommerferien an einer Freizeit teil zu nehmen. Sondern damit allen Wiesbadener Kindern und Jugendlichen diese Möglichkeit offen steht.

Ferien für alle

Wer die Kampagne des Stadtjugendrings unterstützen möchte, kann seine Spende auf das Konto mit der IBAN-Nummer DE 91 5109 0000 0003 0661 00 bei der Wiesbadener Volksbank überweisen. Als Verwendungszweck bitte unbedingt „Ferien für alle“ angeben.

Weitere Informationen unter www.sjr-wiesbaden.de/ferien-fuer-alle  

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