Von Laura Ehlenberger. Foto Moritz Schäfer.
Kleine Lädchen, entspannte Cafés, eine hippe Atmosphäre und jede Menge Flair: Das ist die Obere Webergasse, der verlängerte Arm der Fußgängerzone – und zugleich das „Tor zum Bergkirchenviertel“. Mit diesem Slogan betiteln Philipp Schäfer, 29 Jahre, und seine Freundin Natalie Partschev, 26 Jahre, ihre Straße, die an das berühmt-berüchtigte Ausgehquartier von einst angrenzt. Auch wenn sie damals nicht dabei gewesen waren, so sehnen sie sich nach den Zeiten zurück, in denen Bergkirchenviertel, Nero- und Taunusstraße Feierfreunden jedes Alters ausreichend Möglichkeiten boten. Heute? Sehe das weitaus anders aus! Bars und Kneipen, die gebe es immer noch, aber verteilt auf die Stadt: „Hier legt man schon mal einige Wegstrecken zurück, um abends von der einen in die andere Bar zu kommen“, sagt Partschev. So brodelte es bei dem jungen Paar schon länger im Hinterkopf – und die Frage schien sie zu verfolgen: „Wie können wir etwas bewegen?“ In der Stadt. Für die Stadt. Die Antwort geben sie am 23. September.
Die zündende Idee
Zurück zum Stadtfest: Alljährlich ist Ende September gut was los in der Kurstadt – mit Wiesbadenern und Besuchern aus der Umgebung, Livebühnen, unzähligen Ständen und viel, viel Trubel. Ein kleines und besonders charmantes und sympathisches Revier am Rande des Mega-Spektakels war einst auch die Obere Webergasse. Doch im vergangenen Jahr fiel das Straßenfest aus, es wurde sehr kurz vor knapp abgesagt. Enttäuscht entbrannte bei Philipp Schäfer mit Freundin und Bruder Moritz Schäfer die zündende Idee: „Warum machen wir das nicht?“
Gesagt, getan. Zunächst startete ein erstes Brainstorming. Die drei Kreativen betraten in Sachen Festplanung keineswegs Neuland – so konnten die Schäfer-Brüder bereits in ihrer Heimat, in Winterberg im Sauerland, erste Management-Luft schnuppern. In der Heimatstadt hatten die Brüder die Musikszene in Angriff genommen und ihr Geschick bei der Eventplanung bewiesen. Den älteren Bruder verschlug es als erstes in die Kurstadt. Auf seine Ausbildung zum Mediengestalter folgte ein Studium mit Schwerpunkt Marketing und Kommunikation. Heute ist er, nach ersten Agenturjahren seit 2017 auf eigene Faust, als Art Director gefragt und möchte seine kreative Ader auch für seine neue Wahlheimat fließen lassen. Der Jüngere, Moritz Schäfer, steht dem großen Bruder mit seinen zarten 20 Jahren kaum nach. Zurzeit studiert der Musiker im vierten Semester Media Management und übt sich unterdes fleißig als Marketingberater. Marketingaffin ist auch Natalie Partschev. Die studierte Kommunikationsdesignerin fühlte sich einige Zeit in der Frankfurter Agenturszene heimisch, bis sie den Entschluss fasste, eigenständig etwas auf die Beine zu bringen.
Cool und entspannt
„Wir machen das Ganze unentgeltlich“, betont Philipp Schäfer, dass es den Dreien nicht um einen Job geht, sondern um die Idee hinter dem Ganzen – und um ihre Stadt. „Uns macht es einfach Spaß“, sagt der Bruder. Im Fokus steht zunächst ganz klar das „Obere Webergasse Straßenfest“: Am Samstag, 23. September, ist es soweit. Dann wird hier – präsentiert von sensor als Medienpartner – bei besonderer Livemusik, Streetfood, Lounge und buntem Programm für Groß und Klein auf der eigenen Gass´ gefeiert. Bis die Idee Gestalt annahm, stand jedoch ein mühevoller Prozess, der Kampf um Zustimmung sowie um Gelder, Fragen von Sicherheit, Brandschutz, und, und, und – so steckt das motivierte Trio schon seit Monaten die Köpfe zusammen, um gemeinsam mit den Gewerbetreibenden, und unterstützt von Palast Promotion, etwas „Cooles und Entspanntes“, wie sie sagen, zu realisieren. „
Ideen über das Fest hinaus
Für das Fest wird regelmäßig nach Feierabend in der Wohnung in einem Zimmer, umfunktioniert als moderne Kreativzone, gearbeitet, gedacht, das gedankliche Konzept in die Tat umgesetzt: „Wir trafen uns ganz zu Beginn mit den Gewerbetreibenden und stellten ihnen die Idee vor.“ Zur ihrer Freude konnten die jungen Kreativen den Großteil überzeugen. Vierzehn von ihnen – vom Kinderladen über das Schuhgeschäft bis zum Kiosk, vom Café über den Friseur bis zum Immobilienmakler – sind beim Fest dabei, sensor präsentiert das Fest als Medienpartner. „Alle Beteiligten ziehen mit und stehen voll dahinter”, berichtet das Macher-Trio. „Alle haben eigene Ideen, vernetzen sich miteinander, schaffen Synergien“, freuen sich die Initiatoren, dass die Idee nun auch eine Eigendynamik entwickelt. „Das muss aber auch durch die Stadt leben“, weiß Philipp Schäfer. Der Plan sei es, mit dieser in den Austausch zu kommen, um mehr Aufmerksamkeit auf ihr Viertel – und wer weiß, vielleicht künftig auch weitere besondere Viertel der Stadt – zu lenken. Der erste Aufschlag vor ihrer Haustür ist das Straßenfest – und ein selbst entworfenes Logo, das auch längerfristig „wie ein Siegel“ fungieren könne, so die Crew, die klar macht: „Wir wollen nachhaltig auf die Straße aufmerksam machen!“
Alle Infos, Teilnehmer, Programm und Updates auf www.obere-webergasse.de und auf der Facebook-Veranstaltungsseite.
Vom 22. bis 24. September veranstaltet das Amt für Wirtschaft und Liegenschaften das Wiesbadener Stadtfest auf den Plätzen und in den Quartieren der Stadt. Umrahmt von Herbstmarkt, Erntedankfest auf dem Warmen Damm und Automobilausstellung gibt es ein umfangreiches Programm auf kleinen und großen Bühnen. Topact des großen Gratis-Open Airs auf dem Dernschen Gelände am Stadtfest-Freitag sind die Hooters.