Von Dirk Fellinghauer. Fotos Red Bull Flying Bach / Diar Nedamaldeen.
„Die Klassik“ hat ein Problem. Es ist großartige, aufregende Musik – für die sich Jüngere kaum interessieren. Zwei klasse Klassikprojekte wollen das ändern. Beide ganz unterschiedlich. Beide höchst spannend. Beide präsentiert von sensor.
Ausverkaufter Schlachthof, ein aus allen Altersklassen bestehendes Publikum, am Anfang in gespannter Erwartungshaltung, am Ende frenetisch jubelnd für die Cellharmonics und die Delattre Dance Company – so war es im letzten Jahr bei „Klassik im Klub“ im Schlachthof. Die Veranstaltungsreihe des Vereins „Freunde junger Musik Mainz-Wiesbaden“ kehrt nun an den Ort des begeisternden Geschehens zurück. Das ungewöhnliche Format verbindet hochkarätige klassische Musik mit Klubkultur. Diesmal bringt es das Arcis Saxophon Quartett aus München auf die Bühne: Vier junge Saxophonisten, mit mitreißender Spielfreude auf höchstem musikalischem Niveau. „Ein Super-Ensemble, das noch brennt, innovativ und wild auf´s hochqualitative Musizieren ist.“, schrieb der Filmkomponist Enjott Schneider, dessen Gesamtwerk das Quartett eingespielt hat.
Mit ihrer charismatischen und authentischen Bühnenpräsenz lassen die Musiker in dieser seltenen Formation der Kammermusik den Funken überspringen. In hochprofessioneller Feinarbeit entwickeln Claus Hierluksch (Sopransaxophon), Ricarda Fuss (Altsaxophon), Claudia Jope (Tenorsaxophon) und Jure Knez (Baritonsaxophon) eine Spielfreude und eine Tiefe von Ausdruck, die den Zuhörer bannt. Der Effekt ihres einzigartigen Zusammenspiels ist eine klangliche und musikalische Tiefenwirkung, die das gesamte Farbspektrum des Saxophons aufleuchten lässt – und das nicht in einer angestaubten Konzerthalle, sondern im Schlachthof, nicht nach den steifen Regeln des Klassikbetriebs, sondern ganz locker.
2016 warten große spannende Projekte auf das sympathische, 2009 gegründete Ensemble. Nach dem internationalen Debüt im Tschaikovsky Konservatorium in Moskau folgt die Einladung in den Olymp der Kammermusiksäle, die legendäre Wigmore Hall in London. Aber vorher geht es ganz woanders hin, in den Schlachthof Wiesbaden.
Nach vier Jahren auf Welttour kehrt die Show Red Bull Flying Bach der vierfachen Breakdance-Weltmeister Flying Steps in diesem Jahr nach Deutschland zurück – und kommt erstmals nach Wiesbaden. Seit ihrer Premiere 2010 in der Berliner Nationalgalerie ließen sich bisher 300.000 Zuschauer von der mit dem ECHO Klassik Sonderpreis prämierten Show begeistern.
Die Idee zu der siebzigminütigen Show kam Flying Steps-Gründer Vartan Bassil nach dem Besuch eines Klassik-Konzertes: „Ich fand die Vorstellung toll, dass an die Stelle einer Balletttänzerin, die ihre Pirouetten auf den Zehenspitzen dreht, ein Breakdancer treten könnte, der beim Headspin auf seinem Kopf rotiert“, erklärt er. Mit ihrer einzigartigen und innovativen Übersetzung von Bachs „Wohltemperiertem Klavier“ in Breakdance-Moves, entstanden in Zusammenarbeit mit dem Opernregisseur Christoph Hagel, sprengen sie die Grenzen zwischen Hoch- und Jugendkultur. Ton für Ton. Schritt für Schritt. Mit Klavier, Cembalo und elektronisch verfremdeten Beats. Mit Headspins, Powermoves und Freezes. Mit Visuals und mit einer eigenen Geschichte.
Im Jahr 2010 feierte die erste abendfüllende Show der Flying Steps in der Berliner Nationalgalerie ihre begeisternde Premiere. Ob in den USA, in Australien oder in Kasachstan, im Sidney Opera House, dem Wiener Burgtheater oder der Massey Hall in Toronto, überall verblüffen die vierfachen Breakdance-Weltmeister ihr Publikum mit ihrer außergewöhnlichen Übersetzung der Bach Komposition, in welcher sie Note für Note visualisieren. So macht Klassik auch jenen Spaß, die sich sonst nicht für sie interessieren.
„Klassik im Klub“ mit dem Arcis Saxophon Quartett: 15. Oktober, 20 Uhr, Schlachthof. www.klassik-im-klub.de
„Red Bull Flying Bach“, 24. Oktober, 21 Uhr (fast ausverkauft) und 18 Uhr (Zusatzshow), Kurhaus Wiesbaden. www.redbullflyingbach.de
sensor ist Medienpartner beider Veranstaltungen und verlost jeweils 3×2 Freikarten: losi@sensor-wiesbaden.de