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CSD in frisch gebackener Rainbow City Wiesbaden: „Mutausbruch“ am 31. Juli / Banner verschwunden

In der frischgebackenen „Rainbow City“ Wiesbaden findet am 31. Juli der Christopher Street Day mit Demo und (schon ausgebuchtem) CSD-Picknick statt. Das Motto des diesjährigen CSD –  „Mutausbruch“ – kam aus der LGBT*IQ-Community und wurde vom CSD-Team ausgewählt. Das Motto soll vor allem verdeutlichen, dass es auch heute noch sehr viel Mut braucht, um als LSBT*IQ-Person zu seiner sexuellen oder geschlechtlichen Orientierung zu stehen. Pünktlich zum CSD wurde Wiesbaden als neuestes Mitglied im internationalen „Rainbow Cities Network“ aufgenommen.

„Der CSD möchte Mut machen, sich für die eigenen Rechte zu engagieren. Denn ein wichtiges Element des queeren Empowerments ist nach wie vor die Sichtbarkeit der LSBT*IQ-Community im Alltag“, heißt es in der Ankündigung. „In einer Zeit in der schwule Männer mit brennbaren Flüssigkeiten übergossen und angezündet werden, in der schwule Pärchen angegriffen und umgebracht werden, in der trans* Frauen und Männer täglich angegriffen, getötet und auch aus der eigenen Community angefeindet werden, in der lesbische Pärchen in einem öffentlich Bus sexuell genötigt werden, angegriffen und geschlagen werden, in dem bisexuelle Menschen immer noch lächerlich gemacht werden und nicht ernst genommen werden ist es Zeit mutig zu sein“, erklärt Thorsten Buschmeier, Vorstandsmitglied bei Warmes Wiesbaden e.V. und Projektleitung des CSD 2021.

So wie hier beim CSD 2017 wird es auch diesmal eine Kundgebung vor dem Landtag geben. Foto: Dirk Fellinghauer

Die Demo-Parade durch die Wiesbadener Innenstadt am Samstag, dem 31. Juli, beginnt mit der Aufstellung am Warmen Damm neben dem Staatstheater um 12.30 Uhr. Die Demo startet dann um 13  Uhr. Nach der Zwischenkundgebung vor dem Landtag am Schlossplatz kommt der Demonstrationszug gegen 15 Uhr am Schlachthof an. Alle Infos und Updates unter www.csd-wiesbaden.de und www.facebook.com/CSDWiesbaden und
www.instagram.com/CSDWiesbaden.

Pünktlich zum CSD wird Wiesbaden Rainbow City 

Die Landeshauptstadt Wiesbaden ist dem internationalen Rainbow Cities Network (RCN) beigetreten. Wiesbaden möchte so gesellschaftliche Akzeptanz von sexueller und geschlechtlicher Vielfalt in Zusammenarbeit mit anderen Städten weltweit fördern. „Wiesbaden ist eine Regenbogenstadt. Das beweisen die Menschen, die hier leben, jeden Tag aufs Neue“, sagte OB Gert-Uwe Mende beim ersten „Regenbogenempfang“ der Stadt im Rathaus-Innenhof anlässlich des Christopher Street Days (CSD). Der Einladung ins Rathaus folgten Vertreterinnen und Vertreter der unterschiedlichsten Vereine, die sich mit den Belangen von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, trans*, intergeschlechtlichen und queeren Menschen (LSBT*IQ) befassen.

Das Netzwerk ist ein internationaler Zusammenschluss von Städten, die sich mit kommunaler LSBT*IQ-Fachpolitik befassen. „Wir als Stadt müssen uns für diskriminierte Minderheiten einsetzen. Wir wollen diese Aufgabe gemeinsam in partnerschaftlicher Zusammenarbeit mit anderen Städten angehen“, erklärte Mende. Amsterdam, Barcelona, Köln und Turin gründeten das RCN 2011, inzwischen sind 35 Städte aus 17 Ländern Teil des Netzwerks. Neben neun deutschen Städten sind auch zwei Partnerstädte Wiesbadens Mitglieder, Gent (Belgien) und Ljubljana (Slowenien).

Aktive Vielfaltpolitik der Stadt

„Neben der engagierten Arbeit der Wiesbadener LSBT*IQ-Community und dem oft ehrenamtlichen Einsatz der Zivilgesellschaft betreibt auch die Landeshauptstadt selbst aktiv Vielfaltspolitik“, heißt es in einer Mitteilung: „Wiesbaden setzt sich seit langem für Akzeptanz und den Abbau von Diskriminierung aufgrund der sexuellen und geschlechtlichen Identität ein.“ Regelmäßig kommen Community, Politik und Verwaltung zum „Runden Tisch LSBT*IQ-Lebensweisen“ zusammen. Im Jahr 2018 wurde die LSBT*IQ-Koordinierungsstelle im Rathaus eingerichtet.

OB unterstützt Queeres Zentrum

Das nächste gemeinsame Ziel mit der Community ist die Gründung eines Queeren Zentrums. Das Vorhaben liegt Mende persönlich am Herzen. Er sagt: „Queere Menschen, insbesondere queere Jugendliche, brauchen diesen geschützten Raum, an dem sie so sein können, wie sie sind. Ohne, dass sie Anfeindungen befürchten müssen.“

Auch vier hessische Ministerien zeigen Flagge

Als Zeichen für das weltoffene und vielfältige Hessen hissen das Ministerium für Soziales und Integration, das Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen, das  Ministerium für Umwelt, Klimaschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz sowie das  Ministerium für Wissenschaft und Kunst anlässlich des Wiesbadener Christopher Street Day-Wochenendes Regenbogenflaggen.

Erster Queerer Sommer in Wiesbaden

Neben dem CSD Rahmenprogramm veranstaltet die Jugendkirche Kana Wiesbaden 2021 erstmals einen „Queeren Sommer“ in Wiesbaden. Das vielseitige Programm läuft noch bis September und beinhaltet neben Ausflügen und regelmäßigen Treffen auch Informationsveranstaltungen zu aktuellen, queeren Themen. Infos und Anmeldung unter www.padlet.com/queerersommer/2021.

Vandalismus an Jugendkirche – Regenbogenbanner verschwunden

„Da fällt einem ja die Kinnlade herunter, das ist krass“: Thomas Klima, Leiter der katholischen Jugendkirche Kana, traute am 27. Juli, seinen Augen nicht. Das große Regenbogenbanner, das seit rund einem Jahr am Kirchengebäude aufgehängt war, ist über Nacht verschwunden. „Dafür braucht man immerhin eine Leiter“, zeigt sich Klima verärgert über die kriminelle Energie, die hier aufgewendet wurde. Ein Werbeplakat der Jugendkirche, das unter dem Banner angebracht war, wurde abgerissen und auf dem Boden zurückgelassen. Dieser Vorfall zeige deutlich, dass Homophobie weiterhin ein gesellschaftliches Thema sei, ist der Jugendseelsorger überzeugt. „Das ist einfach kein Umgang miteinander“. Wer anderer Meinung sei, könne doch auch mit dem Team das Gespräch suchen.

Der Schock über den Vandalismus ist auch deswegen groß, weil gerade erst eine erfolgreiche Premiere über die Bühne gegangen war: Erstmals wurde zusammen mit dem Evangelischen Stadtjugendpfarramt ein ökumenischer Gottesdienst zum Christopher Street Day (CSD) gefeiert. Die Resonanz darauf sei sehr gut gewesen. „Leute aus der queeren Szene haben sich dankbar gezeigt, dass sie hier Anschluss finden“, so Klima. Die Jugendkirche Kana hat sich mit einem eigenen Arbeitsbereich „Queere Jugendarbeit“ in den vergangenen anderthalb Jahren deutlich positioniert und an Projekten der Queeren Community Wiesbaden beteiligt. Zum CSD im vergangenen Jahr wurde das Regenbogenbanner an der Kirche angebracht. „Wir hatten uns entschieden, es als lebens- und menschenbejahendes Zeichen hängen zu lassen“, erklärt Klima: „Wir werden dem Motto des CSD-Gottesdienstes ‚Sei Mutmacher:in‘ weiter treu bleiben und das Banner hochhalten.“

(apo/dif/Fotos: Veranstalter)