So ziemlich alles auf den Prüfstand stellen, und sich dabei trotzdem treu bleiben. Dieses Kunststück wollen die Macher des Folklore-Festivals meistern. Zwei Tage vor dem Start von „Folklore 014“ erklärten sie heute nochmal, warum das Wiesbadener Festival in diesem Jahr ausnahmsweise so läuft, wie es läuft – nur 2 Tage, „umsonst und draußen“ – und wie es in Zukunft laufen soll. Gravierendste Eckpfeiler der geplanten Neuerungen ab 2015: drastisch steigende Eintrittspreise der Hausnummer von 20 bis 30 Euro für ein Tagesticket, mögliche Verlegung des Termins vom – wie in den bisherigen 38 Jahren – letzten August-Wochenende. Bei der Diskussion zu dieser und anderen Fragen wollen die Folklore-Veranstalter, der Schlachthof Wiesbaden, ihr Publikum mitnehmen – zum Beispiel online und auch schon ganz direkt von Angesicht zu Angesicht jetzt am Wochenende bei Folklore 014.
Unter dem Motto „goodbye & hello“ gibt es in diesem Jahr am Freitag und Samstag, 29. und 30. August, ein reichlich abgespecktes Festival. An zwei Tagen wird eine Handvoll Bands auf nur einer Bühne spielen, das Festivalgelände ist auf das Areal hinter der alten Schlachthof-Halle beschränkt, auch das Standangebot wird deutlich kleiner sein als gewohnt. Warum? Weil es so wie bisher nicht mehr weitergehen kann, wie Gerhard Schulz, Dietmar Krah und Carsten Schack heute der Presseschar erläuterten. Zu groß seien Risiken unterschiedlichster Art, zu groß diverse Unwägbarkeiten, es gebe zu viele Fragezeichen mit Blick auf Finanzen, Wetter, Gelände, Sicherheitsvorkehrungen etc.
Also soll das Festival neu aufgestellt werden. Und damit der Schritt von „alten“ zum „neuen“ Folklore nicht zu krass ausfällt, gibt es in diesem Jahr zum Übergang die abgespeckte Version mit freiem Eintritt (für das Open-Air-Geschehen, zu später Stunde steigen Partys in der Halle, in der Räucherkammer und bei der Kreativfabrik zum „einmal 3 Euro zahlen, überall feiern“-Tarif, außerdem am Samstag das große Tapefabrik-Underground-Hip-Hop-Festival in der Halle für 7 Euro Vorverkaufspreis inklusive ÖPNV).
„Nicht so teuer wie möglich, sondern so teuer wie nötig“
Gerhard Schulz sprach von dem Ziel, Folklore als Festival langfristig im Stadtzentrum zu etablieren. „Dieser Weg ist nicht nur spaßig und lustig“, meinte er, sprach von einem „relativ schwierigen Prozess“ und „gewichtigen Problemlagen“. Das Gelände verändere sich derzeit noch ständig, Planungen müssten immer wieder angepasst werden. Aus diesem Grund wisse man auch noch nicht genau, mit welchen Besucherkapazitäten man ab 2015 planen könne und könne entsprechend noch nicht den künftigen Eintrittspreis kalkulieren. Ein paar Tausend Besucher mehr oder weniger hätten da schon gravierenden Einfluss. So kündigte er heute nur eine Preisspanne an, in der sich Folklore-Tickets künftig bewegen. Das Tagesticket werde „im Zwanziger- oder Dreißiger-Bereich“ liegen, zuletzt zahlten Folkloregänger 10 Euro für ein Tagesticket, 20 Euro für ein Drei-Tages-Ticket. „Es soll nicht so teuer wie möglich werden, sondern so teuer wie nötig“, beteuerte Carsten Schack, das im Besuchersinne so knapp wie möglich kalkuliert werde und es den Folklore-Machern nicht um Reibach, sondern um Kostendeckung gehe. Dietmar Krah stellte in Aussicht, dass der Sonntag als Familientag mit geringem Eintritt erhalten bleibe. Klare Preise sollen noch in diesem Jahr, der Vorverkauf für Folklore 015 soll noch vor Weihnachten starten.
Carsten Schack verwies auf die gestiegenen Ansprüche des Publikums, das nach Topacts der Kaliber Cro oder Kraftklub verlange. Weil diese in diesem Jahr fehlen, bekanntester Name im Programm ist Wir sind Helden-Sängerin Judith Holofernes mit ihrem Soloprogramm, aber auch und gerade die nicht so bekannten Namen im Folklore 014-Programm sind jede Entdeckung wert, rechnen die Veranstalter mit Besuchern fast ausschließlich aus Wiesbaden und der näheren Umgebung in einer Größenordnung von 5000 pro Veranstaltungstag. Am Samstag, 30. August, um 17 Uhr stellen die Macher das neue Folklore-Konzept vor – und zur Diskussion. Außerdem startet in Kürze auf Facebook eine Umfrage zu möglicherweise neuen Terminen jenseits der Sommerferien.
Stadt gibt volle Rückendeckung
Volle Rückendeckung bekommt Folklore, das nach klarer Aussage der Macher heute seinen Kern und Charakter auch künftig nicht verlieren soll, von der Stadt. Der zuständige Bürgermeister Arno Gossmann war heute ebenfalls bei der Pressekonferenz und sang ein Loblied auf die Veranstaltung, die er „als Jugendlicher oben auf dem Freudenberg besucht“ habe. Für die aktuellen Schritte der Folklore-Macher habe die Stadt – „ich glaube, ich spreche da auch im Namen von OB Gerich“ – größtes Verständnis. Der unverminderte Zuschuss von 121.900 Euro für ein in diesem Jahr vermindertes Programm sei gerechtfertigt, „um dem Veranstalter Gelegenheit zu geben, sich auf veränderte Verhältnisse einzustellen“. Der kürzlich eingereichten Klage eines Bürgers beim Verwaltungsgericht gegen die Durchführung der Veranstaltung sieht er gelassen entgegen und betont: „Folklore gehört zu Ereignissen, die eine Stadtgesellschaft tolerieren können muss.“
Alle Infos, Auftrittszeiten und vieles mehr zu Folklore 014 auf www.folklore-wiesbaden.de
(Text/Foto Dirk Fellinghauer)
Keine Ahnung wie es war, kam um 22:00 Uhr an und da war nichts mehr los, Band hat abgebaut/ nicht gespielt. Daneben im Schlachthof Katastrophenmusik aus den 80 & 90er *würg³* – und in Räucherkammer unterirdische Musikanlagen-Qualität. Naja…kann nächstes Jahr nur besser werden. Aber nicht bei dem Standort zwischen Bahn-Gleisen und Industrie-Büro Komplex…