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„Querdenker wegbassen“- Protest auf der Straße, Aufklärung in Seminar / „Kein harmloser Haufen“

Für den 13. März sind „Großdemonstrationen“ in Wiesbaden geplant, die Protestierende als zu erwartenden „Aufmarsch von Rechtsextremen und Rechtspopulisten“  einschätzen. Nahezu zeitgleich sind in Mainz um 16.30 Uhr eine Querdenken-Veranstaltung sowie Gegenprotest angekündigt. Da „Wiesbadener Bündnis gegen Rechts“ ruft dazu auf, „dem rechten Geschwurbel ein Ende zu setzen, laut zu sein und den Covidioten keinen öffentlichen Raum zu überlassen“. Unter dem Motto „Querdenken wegbassen“ startet der Protest am 13. März ab 15.30 Uhr rund um die Reisinger Anlagen. Das „Wiesbadener Bündnis für Demokratie“ setzt auf Aufklärung und bietet am 17. März ein Onlineseminar zum Umgang mit Verschwörungsmythen im öffentlichen Raum an.

Dass am 13. März in Wiesbaden „die größte rechtspopulistische und extrem rechte Demonstration seit über vier Jahren erwartet“ werde, schreibt die Kulturkneipe Sabot in einem Aufruf auf Facebook. Neben den bekannten Akteur:innen der „Gelbwesten Wiesbaden“, „Hand in Hand Wiesbaden“ und der „Querdenker“ rechneten Beobachter:innen mit einer breiten bundesweiten Beteiligung. „Wir wollen und dürfen diesen menschenverachtenden, verschwörungsideologischen, antifeministischen, rassistischen und antisemitischen Konsens in keiner Weise unwidersprochen lassen. Weder hier noch sonstwo“, lautet der Aufruf, sich – natürlich mit Abstand, Maske und Sicherheit – am Protest rund um die Reisinger Anlagen zu beteiligen.

Kein harmloser Querdenker-Haufen

„Auf Wiesbaden rollt mit der Demonstration `Protest für die Wiederherstellung unserer Freiheit, Grundrechte und Demokratie´ kein verhältnismäßig harmloser Haufen Querdenker zu. Viel mehr erwartet Wiesbaden den größten Aufmarsch von Rechtsextremen und Rechtspopulisten seit der sogenannten `Demo für Alle´“, heißt es in der Pressemitteilung zum Gegenprotest, den das „Bündnis gegen Verschwörungstheorien und Polizeigewalt“,  „Die Partei“ und die „Omas gegen Rechts Wiesbaden“ organisieren.

Omas gegen Hass, Hetze, Volksverdummung

„Wir OMAS GEGEN RECHTS WIESBADEN halten dagegen“, erklären Letztere: „Mit einer Mahnwache auf dem Bahnhofs-Vorplatz – direkt gegenüber der Reisinger-Anlagen und damit in Sichtweite – stehen wir auf gegen Hass, Hetze und Volksverdummung. Wir stehen für eine demokratische, rechtsstaatliche, freie und gerechte Gesellschaft, für Respekt und Achtung gegenüber allen Menschen, unabhängig von Religion, Herkunft und sexueller Identität. Bei unserer Mahnwache werden wir unterstützt von der Organisation AUFSTEHEN GEGEN RASSISMUS RHEIN-MAIN.“

Aufklärung im Seminar

„Um die Verbreitung von Verschwörungserzählungen zu begrenzen, braucht es vor allem Aufklärung“ so Nicole Nestler, eine der Sprecherinnen des Bündnisses. Zudem sei es wichtig, dass Menschen, die in ihrem persönlichen Umfeld Zustimmung zu Verschwörungserzählungen beobachten, diesen widersprechen könnten. Das von „Spiegelbild“ organisierte Seminar am Mittwoch, 17. März, von 19 bis 21.30 Uhr zeigt die Funktionen, Wirkungsweisen und Kennzeichen von Verschwörungsmythen auf und vermittelt Strategien für den richtigen Umgang mit ihnen.

Mit Sorge betrachten die Mitgliedsorganisationen des „Wiesbadener Bündnisses für Demokratie“ die gesellschaftliche Verbreitung von Verschwörungserzählungen im Zuge der Corona-Pandemie. „In unsicheren Zeiten bieten Verschwörungserzählungen scheinbar einfache Erklärungen und Orientierung“, so Verena Delto von „Spiegelbild – Politische Bildung aus Wiesbaden“. Erzählungen, in denen die Pandemie und ihre Auswirkungen geleugnet werden oder als groß angelegter Plan kleiner elitärer Gruppen verklärt werde, erwiesen sich auch immer wieder als demokratiegefährdend und vielfach auch antisemitisch.

Zu beobachten seien verschwörungsideologische Tendenzen seit Monaten auf Kundgebungen sogenannter Corona-Leugner*innen. Im September soll im Rhein-Main-Congress-Center der verschobene „Go for Gold Wertekongress“ stattfinden. Hier würden ebenfalls Anhänger*innen und Verharmloser*innen von Verschwörungsmythen eine Bühne bekommen, so Bündnissprecher Sascha Schmidt.

Anmeldungen zum Seminar bis zum 15. März an verena.delto@spiegelbild.de.

(sun/dif, Bild: Wiesbadener Bündnis gegen Rechts, Foto Mihai Rehe)