Von Marc Peschke. Foto ASRM.
Es ist nicht das erste Mal, dass sich verschiedene Städte des Rhein-Main-Gebiets zusammengetan haben, um an verschiedenen Orten den regionalen (Architektur-)Brückenschlag zu feiern. Gefördert vom Kulturfonds Rhein-Main, machen beim Architektursommer Rhein-Main diesmal – neben Frankfurt und Offenbach – auch Mainz und Wiesbaden gemeinsame Sache und laden ab diesem Wochenende zu vielen Veranstaltungen ein, die nicht nur Architekturfans interessieren dürften. Zentraler Austragungsort in Wiesbaden ist ein „Zukunftspavillon“ auf dem früheren Gelände von Kies Menz direkt neben der Theodor-Heuss-Brücke an der Rheinpromenade von Kastel, in Mainz konzentriert sich der „ASRM“ auf die Nordmole Zollhafen mit dem Bootsanleger. Aber auch auf dem Rhein selbst findet der Architektursommer statt.
Die entscheidende Frage dieses Architektursommers lautet: Was hält die Städte zusammen? Natürlich: Der Rhein ist die verbindende Kraft, womit sich auch der Untertitel „Brückenschlag: Städte wachsen zusammen“ erklärt.
Auf der Rheinfähre Tamara, die ihre übliche Route nach Beendigung des regulären Sommer-Fährbetriebs verlässt und weitaus weitere Wege als sonst zurücklegen wird, wird man die Veranstaltungsorte hüben wie drüben anschippern und dabei die „sinnliche Erfahrung des einzigartigen Landschaftsraums Rhein“ genießen können.
An Land gibt es Vorträge, Symposien, Kunst, Kultur und Design sowie Architekturfilm-Nächte zu erleben, darunter auch die von der Murnau-Stiftung restaurierte Fassung von „Metropolis“ – bei entsprechendem Wetter open air und, wie die meisten ASRM-Veranstaltungen, kostenfrei. Biebricher Zollhafen und Mainzer Eisenturm sind weitere Anlegestellen einer Veranstaltung, welche in unterschiedlichsten Formaten vor allem Diskussionen darüber anstoßen will, wie die Zukunft der Städte zu gestalten sei.
Höhepunkte gibt es viele: ein Poetry Slam auf dem illuminierten Aussichtsturm am Mainhafen in Mainz-Kostheim mit Grillfest und Livemusik, ein Live-Hörspiel, Exkursionen in die unerforschten Randgebiete des Flusses oder auch die künstlerischen Interventionen der Gruppe „Conhereos“ werden die Uferregion als Ort von Utopien darstellen – und realistische Möglichkeiten ausloten.
Dass der Rhein in städtebaulichen Konzepten immer noch kaum berücksichtigt wird, dass sich das Leben am Fluss vor allem in Wiesbaden bisher nur wenig entfaltet, das wird der Architektursommer mit seinen Fragen nach der urbanen Zukunft nicht ändern können. „Aber er kann womöglich sensibilisieren, kann Visionen zu Wohn- und Lebensraum formulieren, kann Impulse geben“, hofft Prof. Dr. Kai Vöckler, Sprecher des ASRM 2015. Wie wollen wir leben? In Zeiten, in denen sich Städte immer öfter als Konzerne verstehen, deren Entwicklung maßgeblich durch Verwertungslogik bestimmt wird. Der französische Soziologe Henri Lefebvre hat schon 1968 ein „Recht auf Stadt“ eingefordert – ein Recht auf eine urbane Erneuerung. Gerade die Ufer des Rheins böten sich an vielen Stellen dafür an.
Staffelstab-Übergabe von Frankfurt/Offenbach an Wiesbaden/Mainz – das Auftaktwochenende:
Nach über 40 Veranstaltungen in Frankfurt und Offenbach wird ab dem 19. September der Architektursommer Rhein-Main in Wiesbaden und Mainz fortgesetzt und läuft dort bis zum 27. September. Die Besucher und Veranstalter des ASRM Frankfurt/Offenbach reisen mit dem ASRM-Ponton von Frankfurt den Main hinunter zur ASRM-Veranstaltungsstätte auf dem Kransand-Menz-Gelände in Mainz-Kastel. Sie werden dort von den Vertretern des ASRM Wiesbaden/Mainz willkommen geheißen. Der Staffelstab, in Form der Installation „Rahmen“ reist auf dem Ponton im geschlossenen Zustand mit. In Mainz entladen, wird der Rahmen wieder geöffnet, der Dialog in Wiesbaden und Mainz kann beginnen.
19. September 2015
10.00 Uhr Abfahrt und Überfahrt des ASRM-Pontons, Anleger Holbeinsteg / Frankfurt am Main
15.45 Uhr Begrüßung in Wiesbaden/Mainz
16.00 Uhr Podiumsgespräch mit den Vertretern des ASRM Frankfurt/Offenbach (Prof. Dr. Kai Vöckler, Ian Shaw und Stephanie Wellnitz), des ASRM Darmstadt (Céline Scherer) und Vertretern des ASRM Wiesbaden/Mainz (Peter Bitsch und Dietrich Schwarz)
17.00 Uhr SEG-Jungfernfahrt mit der Fähre, Einstieg: Anleger Kransand-Menz-Gelände,
Mainz-Kastel/Wiesbaden
ab 19.00 Uhr Auftaktparty mit Musik von „roughjazz4tett“ – Ulf Kleiner/Piano, Bernhard Hering/Vibes, David Meisenzahl/Drums, Matthias Krüger/Bass.
Weitere Highlights am Eröffnungs-Wochenende: „The International“ bei der Architektur Film Nacht (20.09., 20.45 Uhr), Vortrag „Partiziplation – Projekte zur Planung mit Bürgerbeteiligung“ (20.09. 19 Uhr), Themenfahrt „Rheinuferbebauung“ (19.09., 17 Uhr), Tour „Erfahrungsstadt“ (20.09., 10.30-19 Uhr).
App informiert und macht Publikum zum Teil eines Kunstwerks. Beim Architektursommer Rhein-Main werden in MZ, WI, OF und FFM Kilometer für Kunstwerke gesammelt. Dafür trackt die RheinMainCity-App Wege und stellt außerdem das Programm des Architektursommers zur Verfügung. www.rheinmaincity.de
„Das Zusammenwachsen der Städte“ bedeutet für die Gruppe Dautzenberg+Höllriegel, PlanWerkStadt, zu fragen, wie es mit dem „Zusammenwachsen der Welt“ steht! Mit dem Beitrag, den Plakaten FloatingPyramids – Schwimmende Pyramiden -, geben sie der weltweiten Wanderungsbewegung das Bild der Pyramide: als Symbol für die Ankunft des Weltbürgers in einer wirtschaftlich starken Region, als Verweis auf die Bedürfnispyramide, entwickelt 1943 vom Soziologen Maslow und als Appell an Architektur + Wohnungsbau, das Wohnen als Grundbedürfnis, das alle Menschen eint, anzuerkennen und einen Wohnungsbau zu entwickeln, der neue Beziehungen zwischen den Menschen schafft. Dazu erklingen Worte des Philosophen Kant zum Weltbürgerrecht aus seinem Text „Zum ewigen Frieden“ (1759), gelesen von Dr. C. Rabanus. Ort: Schaufenster Theaterraum an der Wilhelmstraße, Zeit: 19. – 26.09.2015.