Direkt zum Inhalt wechseln
|

Werbeplakat-Erfinder, NS-Sympathisant: Der widersprüchliche Wiesbadener Stardesigner

Im Rahmen einer Ausstellung im Wiesbadener Stadtmuseum am Markt (sam) werden Werke des widersprüchlichen Wiesbadener Star-Designers Ludwig Hohlwein (1874-1949) unter Verwendung von Exponaten der Boecher Brand & Package Design Collection gezeigt. Kleines Problem: Das sam hat natürlich, wie alle Museen gerade, geschlossen. Eine Lösung: Nun findet eine virtuelle Diskussion statt. 

Zur Ausstellung wird am 26. Januar um 18.30 Uhr eine virtuelle Diskussion mit dem Titel „Markenikonen im 21. Jahrhundert: Das widersprüchliche Erbe des Star-Designers Ludwig Hohlwein aus Wiesbaden“ stattfinden.

Eine Anmeldung ist unter www.impact.hs-rm.de/hohlwein möglich. Prof. Dr. Dennis Albert (Marketing Management) und Prof. Dr. Theo Steiner (Designtheorie) werden zusammen mit Hans-Georg Böcher (Kurator der Hohlwein-Ausstellung und geschäftsführender Vorstand des Deutschen Verpackungsmuseums in Heidelberg) die Relevanz des Wirkens Hohlweins für die Markenwelt von heute diskutieren. Moderator der Veranstaltung ist Alexander Moutchnik (Professor für Medienwirtschaft und Medienökonomie an der Hochschule RheinMain).

Ludwig Hohlweins Leben – Vom Revolutionär zum politischen Opportunist

Ludwig Hohlwein (1874–1949) gilt als einer der großen Erfinder des künstlerischen Werbeplakats in Deutschland. Mit seinen immer neuen Ideen wurde Hohlwein zum Modernisierer der frisch entdeckten „Reklame-Kunst“. Seinem Werk entsprangen zahlreiche Marken und Stil-Ikonen renommierter Firmen, die die Werbegrafik und das Verpackungsdesign bis heute revolutionieren und Hohlwein zu internationaler Berühmtheit verhalfen.

Der Stahlhelm (Bund der Frontsoldaten). Werbe-Postkarte, 1929.

Im Alter etabliert, geehrt, bürgerlich und politisch angepasst, wurde er zum Weggefährten der NS-Größen. Schon vor der Machtergreifung verschrieb sich der Gestalter der NS-Ideologie und lieferte dem Regime eindrucksvolle und wirkmächtige Bildgestaltungen. In den 1930er Jahren ist aus dem genialen Künstler ein Gestalter teils fataler Bildschöpfungen geworden. Aus dem mutigen Künstler wurde ein kalkulierender Geschäftsmann und politischer Opportunist.

Mit zahlreiche Exponaten der Privatsammlung Hans-Georg Böcher (Bad Schwalbach) und der Sammlung Stiftung Stadtmuseum Wiesbaden erinnert die Ausstellung an einen Mann, der vermutlich bis heute einer der prominentesten Söhne dieser Stadt geblieben ist – eine  Künstlerpersönlichkeit des 20. Jahrhunderts, die viele Widersprüche in sich vereint, aber in jedem Fall als wichtiger Pionier des modernen Marketing zu sehen ist.

Weitere Infos unter www.wiesbaden.de.

(apo/Fotos: Veranstalter)