Weltweit wird der heutige Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau als „Internationaler Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust“ begangen. In Wiesbaden findet unter dem Motto „Erinnern an die Opfer“ eine Veranstaltungsreihe rund um dieses Datum statt. Die zentrale Gedenkveranstaltung wird heute live aus dem Rathaus übertragen. Vorher organisieren die Wiesbadener „Omas gegen Rechts“ einen Mahngang.
Alle Wiesbadener:innen sind eingeladen, an dem Mahngang durch die Innenstadt teilzunehmen. An der Gedenkstätte für die ermordeten Wiesbadener Jüdinnen und Juden am Michelsberg wird es um 17 Uhr einen kurzen Auftakt mit einem Grußwort der Jüdischen Gemeinde geben. Danach führt der Weg über Markstraße und Neugasse in die Mauergasse und weiter in die Bahnhofstraße.
Auf diesem Weg werden vier Stationen von Stolpersteinen besucht; kurze Lebensberichte über die auf den Steinen Genannten – organisiert vom Aktiven Museum Spiegelgasse – werden wiederholt in ein Innehalten und das Niederlegen von Kerzen und weißen Rosen münden. Zum Abschluss führt der Weg der „Omas gegen Rechts“ zum Mahnmal der ermordeten Wiesbadener Sinti und Roma in der Bahnhofstraße. Ricardo Lenzi Laubinger, Gründer und Vorsitzender der Sinti Union Hessen, wird mit zwei seiner Geigenstücke zum Gedenken beitragen. Zudem wird aus seinem erschütternden Buch „Und eisig weht der kalte Wind“, der Lebensgeschichte seiner Familie, gelesen.
Vortrag über „Erkämpfte Erinnerung“
Im Rahmen der Zentralen Gedenkveranstaltung gibt es am Donnerstag, 27. Januar, um 19 Uhr einen Vortrag zum Thema „Erkämpfte Erinnerung“. Die Veranstaltung wird im Live-Stream übertragen.
Die gegenwärtige Erinnerungskultur gilt heutzutage vielen als vorbildlich. Die Bereitschaft zum öffentlichen Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus war jedoch lange Zeit keine Selbstverständlichkeit – sie wurde gegen erhebliche Widerstände durchgesetzt. Im Zentrum des Vortrags von Dr. Philipp Kratz „Erkämpfte Erinnerung – Der lange Weg zum Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus in Wiesbaden“ steht die Genese des Wiesbadener Gedenkens an die NS-Opfer. Dabei wird gefragt: Seit wann und welcher Form erinnern städtische und bürgerschaftliche Akteurinnen an die Opfer des Nationalsozialismus? Wer wurde überhaupt als „Opfer des Nationalsozialismus“ angesehen? Und aus welchen Motiven wurde das Gedenken jeweils kritisiert? Denn auch derzeit steht das gegenwärtige Erinnern in der Kritik: Sie ertönt nicht nur aus dem rechten Lager, sondern kommt auch von jenen, die die Effektivität der Gedenkkultur verbessern oder sie weiterentwickeln wollen. (Weiterlese-Tipp: Philipp Kratz im sensor-2×5-Interview).
Kulturelles Begleitprogramm
Die Performance-Auslegung „AUS“ von Nicolaus Werner können Interessierte im Rahmen der Reihe „27. Januar: Erinnern an die Opfer“ noch bis 30. Januar, im sam – Stadtmuseum am Markt, erleben. Am Montag, 31. Januar, führt die Jüdische Gemeinde Wiesbaden in Kooperation mit dem Stadtarchiv um 19 Uhr ein Gespräch zum Fernsehfilm „Die Wannseekonferenz“ online. Anmeldung unter lehrhausjg-wide erforderlich. Der Film „Die Wannseekonferenz“ steht bereits in der ZDF-Mediathek zur Verfügung. Um das Thema „Erinnern heißt kämpfen? Über Allianzen, Differenzen und Konkurrenzen“ geht es bei der Podiumsdiskussion von „Spiegelbild – Politische Bildung aus Wiesbaden“ am Dienstag, 1. Februar, um 19 Uhr live auf YouTube. Die szenische Lesung „WIDERSTAND & Schweigen“ findet am Mittwoch, 2. Februar, um 19 Uhr bei Emma & Co – die Theaterwerkstatt, Goebenstraße 19, statt.
(sun/dif /Fotos: Dirk Fellinghauer, Arne Landwehr)
Die Sinti und die Roma gehörten zu den Drei Gruppen die von Nationalsozialisten aus rein rassistischen Gründen und mit der Absicht der absoluten Ausrottung verfolgt wurden! Das waren die JUDEN, die Roma und unsere Minderheit- DIE SINTI!
Leider wurden die beiden Volksgruppen Sinti und Roma von Anfang an, von allen offiziellen Stellen benachteiligt und erst 1982, also 37- Jahre nach Kriegsende und 37- Jahre zu spät, endlich von Bundeskanzler Helmut Schmidt- als rassisch Verfolgte anerkannt. Aber viele der Opfer die ihre KZ-Haft überlebt hatten, waren inzwischen an den Spätfolgen dieser Höllenqualen verstorben. Auch nach der Anerkennung durch Helmut Schmidt, änderte sich nicht viel am Umgang der Behörden mit unseren Minderheiten. Die sogenannten „Wiedergutmachungsanträge“ der Sinti- und auch die der Roma, wurden in der Regel abgelehnt. So z.B. ein Antrag meiner Mutter in dem sie eine sogenannte „Wiedergutmachung“ für ihren kleinen Bruder Karl beantragte. Der kleine war am Tag seiner Verhaftung auf den Tag genau 8- Wochen alt. Am 16. März 1940 geboren, am 16. Mai 1940 mit der ganzen Familie verhaftet, ins KZ verschleppt und einige Wochen später im KZ ermordet. Der Antrag wurde abgelehnt! Begründung: Er sei nicht aus rassistischen Gründen verhaftet, ins KZ verbracht worden und dort dann ums Leben gekommen- sondern weil er ARBEITSSCHEU gewesen sei! Acht Wochen alt und Arbeitsscheu? Auch Heute werden wir Sinti noch immer benachteiligt! Als Beispiel: Die Sinti-Union Hessen mit Sitz in der Landeshauptstadt Wiesbaden, verfügt seit 2016 über keine Büroräume mehr. Die Büroräume wurden bis 2016 von mir aus meiner eigenen Tasche finanziert. Das war dann irgendwann nicht mehr möglich. Unsere Organisation, erhält keinerlei Förderung von Stadt, Land oder Bund. Keinen einzigen Cent! Alle Politiker loben und erkennen unsere Projekte, Aktivitäten und Arbeiten, hoch an. Aber helfen will man uns nicht. Wir benötigen Räumlichkeiten in denen wir unsere Arbeiten ausführen können, wie z.B. dafür sorgen können, dass unsere Sprache das Romenes der Sinti- nicht verloren geht! Denn wenn wir unsere Sprache verlieren, geht auch unsere jahrtausendalte Kultur verloren und die Nazis hätten damit doch noch eines ihrer Ziele erreicht! Unsere Arbeiten bestehen außerdem z.B. aus Öffentlichen Lesungen aus dem Buch „UND EISIG WEHT DER KALTE WIND“. Die wahre Geschichte einer Deutschen Sintifamilie zwischen 1925 & 2017. Oder aus Vorträgen und Besprechungen in Schulen und Universitäten usw… Sehen Sie sich unter dem folgenden Link als Beispiel einen kleinen Ausschnitt an. https://www.youtube.com/watch?v=2t_MOUFBTgA Gegenseitiges Kennenlernen nimmt die gegenseitige „Angst“! DAS IST EINES UNSERER ZIELE! Wir Deutschen Sinti sind alle, ohne Ausnahme, deutsche Staatsbürger mit allen Rechten und Pflichten! Wir sind keine Migranten, Flüchtlinge oder Zuwanderer die aus fremden Ländern nach Deutschland kommen. Sinti sind eine- ja sogar DIE größte Deutsche Minderheit- die schon seit mindestens 600- Jahren, aber wahrscheinlich schon viel länger, in Deutschland ansässig ist. Wir benötigen DRINGEND Räumlichkeiten, in den wir auch unsere Musikstyle an unsere Jungend und auch an andere Interessenten weitergeben können. Wir möchten auch eine ständige Gedenkstätte z.B. mit Fotos von Sinti die hier in Wiesbaden lebten und dann in die Konzentrationslager verschleppt wurden, eröffnen: Aber wir erhalten keine Finanzielle Hilfe! Weder von der Landeshauptstadt Wiesbaden, noch vom Land Hessen. Alle unsere Anträge wurden immer wieder abgelehnt. Wir haben deshalb jetzt eine Petition an den Petitionsausschuss des Landes Hessen gesendet und hoffen auf eine Unterstützung.