Von Annika Posth. Fotos Brandon Bolender, Arne Landwehr, Jupa Wiesbaden.
„Open-Air-Partys endlich ermöglichen“ lautete der Antrag bei der jüngsten Sitzung des Wiesbadener Jugendparlaments – und wurde mehrheitlich beschlossen. Nun wird der Magistrat gebeten, zu berichten, inwiefern Open-Air-Partys in Wiesbaden stattfinden können. Dies soll aber nur der erste Schritt sein. „Wir freuen uns auf jede Unterstützung seitens der Gastronomen, der Barbetreibenden und allen Interessierten, die Freizeitmöglichkeiten in Wiesbaden zu verbessern“, so der Vorsitzende des Jugendparlaments. Mit ihrer Initiative denken die Jugendlichen über die nächstbeste Party hinaus. Sie wollen die Anziehungskraft der Stadt stärken und Abwanderungen junger Leute verhindern.
Der Arbeitskreis Nachtleben des JuPa hatte sich zusammengesetzt und erörtert, wie in Zukunft Ausgehmöglichkeiten im Freien gestaltet werden können.
“Beim Thema der Open-Air-Partys sehen wir Nachholbedarf“, erklärt Noah Said, der Vorsitzende des JuPa: „Insbesondere unter pandemischen Gesichtspunkten kann dies der erste Schritt sein, Party-Angebote wieder nutzen zu können.“ Wenn alle Verantwortlichen und Beteiligten an einem Strang ziehen, sieht er keine Hindernisse, die nicht auszuräumen wären: „Schnelltests, ausgewiesene Flächen und eine Maskenpflicht bieten uns auch während Corona die Möglichkeit, eine Party mit Hygienekonzept durchzuführen.“
Im Gespräch mit sensor beantworten Noah Said (NS) und seine Jupa-Kolegin Mia Hepp (MH) weitere Fragen.
Gibt es schon Beispiele für das, wovon ihr für diesen Sommer in Wiesbaden träumt?
NS: Das Parookaville Dancefestival hatte 2020 ein gutes Konzept: Im Mittelpunkt stand der DJ, und drum herum waren die Gäste verteilt. Immer mit Abstand in kleineren Gruppen, sodass man tanzen konnte. In dieser Art könnten wir uns Open-Air Partys auch in Wiesbaden vorstellen.
Was für Locations in Wiesbaden habt ihr für die Open Air-Partys im Blick?
MH: Das Gelände um den Schlachthof kommt am besten in Frage. Aber auch der Sedanplatz, wo im letzten Jahr der „Kiezgarten“ super funktionierte, hat Potenzial für kleinere Veranstaltungen.
NS: Zusätzlich könnte die vom Public Viewing bekannte Fläche im Kurpark in Betracht gezogen werden.
Wie stellt ihr euch die Open Air-Partys unter Corona Bedingungen vor?
NS: Das kann man sich so vorstellen, dass man eine markierte Fläche z.B. als Gruppe hat. Diese darf man dann ohne medizinische Maske nicht verlassen. Je nach Inzidenz oder Vorgaben besteht auf der eigenen Fläche keine Maskenpflicht. Die Fläche kann zum Tanzen genutzt werden, eventuell mit eigenem Tisch für Getränke.
Seid ihr da nicht zu optimistisch?
NS: Wir sind uns im klaren, dass die Open-Air Partys durch Beschränkungen vielleicht nicht realisierbar sind. Durch die Möglichkeiten von Schnelltests, Impfungen und die AHA-Regeln hoffen wir aber, das Konzept umsetzen zu können.
Habt ihr schon Resonanz aus der Politik für euren Vorschlag bekommen?
MH: Bis jetzt noch nicht, wir hoffen auf mehr Aufmerksamkeit und positive Reaktionen von Seiten der Wiesbadener Politik.
Warum sind für euch persönlich die „Open-Air Partys“ von Bedeutung?
MH: Ich fände es schön, wenn das mit den Open-Air Partys klappen würde, damit man zusammen wieder feiern kann. Vor allem für die jüngere Generation sieht das Angebot in Wiesbaden eher schlecht aus. Open-Air-Veranstaltungen können bereits zu früherer Zeit als die herkömmlichen Partys beginnen, sodass wir auch Ausgehmöglichkeiten für U18 anbieten können.
„Abwanderung verhindern – Wiesbaden als Kulturstadt neu beleben“
NS: Das Ziel ist es, neue Freizeit- und Ausgehmöglichkeiten zu schaffen, auch für die U18 Generation. Wir wollen, dass Studierende in Wiesbaden bleiben oder nach Wiesbaden ziehen. Wir wollen die jungen Leute nicht an Party-Metropolen wie Frankfurt oder Mainz verlieren, weil diese im Gegensatz zu Wiesbaden ein besseres Nachtangebot anbieten. Wiesbaden soll als Kulturstadt neu belebt werden. Die Corona Pandemie bietet uns die Chance, Open-Air Partys zu ermöglichen, da wir damit rechnen können, dass Partys für eine längere Zeit nicht im geschlossenen Raum stattfinden können.
MH: Wie hoffen auf die Unterstützung seitens der Verwaltung, um unser Ziel zu realisieren.
Mia und Noah sind sich einig:
Die Idee des Jugendparlaments geht darauf zurück, dass insbesondere Jugendlichen seit Beginn der Pandemie Ausgehmöglichkeiten fehlen. „Deshalb braucht es die besten Konzepte und Umsetzungen, sofern das möglich ist. Alles was die Jugend verpasst hat, sollte umso stärker nachgeholt werden“, begründen beide abschließend ihre Idee.
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